52 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc.
und Stände zu den Maßnahmen des Regenten etwas zu sagen haben,
so lange kann er weder das Geld noch das Blut seiner Völker zu Zwecken
seiner Herrschaft benutzen und eben darum keine Universalmonarchie er¬
richten. Karl konnte mit seiner Herrschaft über so viele Nationen kaum
das Gebiet dieser Nationen vertheidigen. Auf dem Mittelmeere schwärm¬
ten Seeräuberflotten, die seiner Seemacht genug zu thun gaben. Die
Moriskos in Spanien waren noch so zahlreich und feindlich, daß der
türkische Sultan Selim II., welcher Kppern (15^0) wegnahm, zwischen
dieser Unternehmung und einer Erpedition gegen Spanien schwankte;
Algier und Marokko waren damals noch bedeutende Mächte und An¬
haltspunkte für einen Zug des Halbmonds gegen Spanien. Von Osten
her drohten die osmanischen Türken, damals die erste Militärmacht der
Welt, deren ernstliche Bekämpfung die ganze Macht Deutschlands in
Anspruch genommen hätte, und im Westen stand Frankreich, dessen un¬
umschränkt gebietender König alle Kräfte seines Landes zur Verfügung
hatte. So lange Karl Spanien, Burgund, einen Theil von Oberitalien
und Neapel, Deutschland mit Oesterreich beherrschte, gelang es ihm mit
Mühe, die Franzosen und Türken von Eroberungen über Deutschland
abzuhalten; als seine Hand das Steuer nicht mehr hielt, machten die
Türken Fortschritte und eroberten die Franzosen von Burgund und
Deutschland ein Stück nach dem andern, und bedrohen seitdem die noch
deutschen Rheinlande sowie Belgien. An der Ostsee wurde das deutsche
Ordensland ein von Polen abhängiges Herzogthum, Kurland, Livland
und Efthland gingen verloren. Lübeck und die wendischen Städte ver¬
loren durch einen unglücklichen Krieg von 1534 — 1536 gegen Schweden
und Dänemark ihre Herrschaft über das baltische Meer an die Skandi¬
navier, die seitdem sich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern strebten.
Die Zeit nach Karl ist die beste Rechtfertigung für ihn selbst.
Das Äoncil von Trient (1545— 1563).
Das Koncil wurde von den Protestanten nicht anerkannt, und sie
hatten insofern Recht, als sie dadurch erklärten, sie seien keine Katholiken
und wollten auch keine werden; ungereimt aber war ihre Berufung auf
ein nichtpäpstliches und freies d. h. unkirchliches Koncil. Es war daher
von Trient auch keine Vereinigung mit den von der Kirche Getrennten
zu erwarten, das Koncil mußte im Gegentheile die Lehren der katholi¬
schen Kirche denen der Reformatoren so bestimmt und unterschieden als
nur möglich gegenüberstellen; da gab es keinen Mittelweg, und insofern
ist es wahr, daß die Kluft zwischen Katholiken und Protestanten durch
das Koncil noch weiter geöffnet wurde, wenn es nämlich eine Kluft
öffnen heißt, indem deren Weite und Tiefe sichtbar gemacht wird. Das
Koncil wandte sich aber ebenso kräftig gegen die vielfachen Mißbräuche,