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81. Mit zwei Worten.
Conrad Ferdinand Meyer.
1. Am Gestade Palästinas, auf und nieder, Tag um Tag,
„London?" frug die Sarazenin, wo ein Schiff vor Anker lag.
„London!" bat sie lang, vergebens, nimmer müde, nimmer zag,
Bis zuletzt an Bord sie brachte eines Bootes Ruderschlag.
2. Sie betrat das Deck des Seglers, und ihr wurde nicht gewehrt.
Meer und Himmel. „London?" frug sie, von der Heimat abgekehrt
Suchte, blickte, durch des Schiffers ausgestreckte Hand belehrt,
Nach den Küsten, wo die Sonne sich in Abendglut verzehrt . . .
3. „Gilbert?" fragt die Sarazenin im Eedräng' der großen Stadt,
Und die Menge lacht und spottet, bis sie dann Erbarmen hat.
„Tausend Gilberts gibt's in London!" Doch sie sucht und wird nicht matt.
„Labe dich mit Trank und Speise!" Doch sie wird von Tränen satt.
4. „Gilbert!" „Nichts als Gilbert? Weißt du keine andern Worte? Nein?"
„Gilbert!"... „Hört, das wird der weiland Pilger Gilbert Decket sein —
Den gebräunt in Sklavenketten glüh'nder Wüste Sonnenschein —
Dem die Bande löste heimlich eines Emirs Töchterlein!"
5. „Pilgrim Gilbert Becket!" dröhnt es, braust es längs der ThemseStrand.
Sieh, da kommt er ihr entgegen, von des Volkes Mund genannt,
Über seine Schwelle führt er, die das Ziel der Reise fand.
Liebe wandert mit zwei Worten gläubig über Meer und Land.
82. D Deutschland!
Prinz Emil zu Schoenaich Carolath.
1. Mondschein und Giebeldächer
In einer deutschen Stadt —
Ich weiß nicht, warum der Anblick
Mich stets ergriffen hat.
2. Dort drüben beim Lampenscheine
Ein Jüngling starrt ins Licht,
Und schwärmt und schluchtzt und empfindet
Sein erstes und bestes Gedicht.
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