Full text: Bis zum Frieden von Campo Formio (Theil 11)

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jährigen Kriege die Türken keine Hand gerührt 
hatten, um den Druck Oesterreichs und Rußlands 
auf Preußen zu hindern; wie Frankreich zwar, je- 
ner Lehre gemäß, im Oesterreichfchen Erbfolgekriege 
mit Preußen gegen Oesterreich gestanden, bald dar¬ 
auf aber im siebenjährigen, mit Oesterreich, gegen 
Preußen gekämpft; wie Polen, unter Theilnahme 
derselben Mächte, mit denen eö in einer Wag¬ 
schale gegenüber der Russischen schwebte, zum 
Vortheile des letztem zerstückt worden war; wie 
Oesterreich, das im Jahr 1772 nahe daran gewe¬ 
sen war, zur Erhaltung der Türken gegen die 
Russen das Schwert zu ziehen, jetzt, mit den Rus¬ 
sen, gegen die Türken im Felde stand; und wie 
so eben Schweden, in seinem Verzweiselungökampfe 
gegen Rußland, von den Genossen seiner Wag¬ 
schale pöllig der eigenen Kraft überlassen ward. 
Diese Erfahrungen eines einzigen Jahrhunderts 
beweisen wohl hinlänglich, wie beschränkt die Gül¬ 
tigkeit der ganzen Ansicht, wie abhängig das Gleich¬ 
gewicht vom Wechsel der Launen und Umstände, 
und wie wenig rathsam es ist, für einen so schwan¬ 
kenden Begriff Großes auf's Spiel zu setzen. Aber 
Herzberg, im Zauberkreise einer Ansicht, in wel¬ 
cher er groß geworden war, befangen, urtheilte an¬ 
ders. An die Erhaltung des Gleichgewichts, meinte 
er, sep Preußens Daseyn geknüpft, und weil die¬ 
ses Gleichgewicht von Erhaltung der Türken ab¬ 
hange, müsse Preußen für diese im Nothfalle sel¬ 
ber das Schwert ziehen. Daß zwischen beiden 
Völkern gar keine natürliche Bundesgenossenschaft,
	        
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