Full text: Bismarcks Reden und Briefe in Auswahl (Nr. 45)

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vereint und mit aktiver Entschiedenheit auftreten. Des¬ 
halb braucht kein deutscher Fürst für seine Unabhängigkeit 
besorgt zu sein, oder auch nur aus die Beteiligung an 
gemeinsamen Entschließungen zu verzichten, zu der er nach 
dem Maß seiner Kräfte berufen ist. 
Die Torheit der bisher leitend gewesenen Bundes¬ 
glieder zeigt sich m. E. am deutlichsten darin, daß ihnen 
die Einigkeit zwischen Wien und Berlin unwillkommen 
ist, daß sie dieselbe zu lösen hofften. Gelänge ihnen letz¬ 
teres, so wäre überhaupt von Deutschland als politischer 
Einheit und vom Bunde nur noch so lange die Rede, als 
Friede ist; mit dem ersten Kriege, bei dem ein deutscher 
Staat beteiligt wäre, würde dann das Gebäude einstür¬ 
zen und die Schwächeren jedenfalls sicherer als die Stär¬ 
keren unter seinen Trümmern begraben. Deshalb sollten 
die kleineren Staaten Gott für unsere Einigkeit danken, 
unter deren Schutz sie bestehen. Schonen wir daher unsere 
gegenseitigen Beziehungen um jeden Preis; durch ihre 
Pflege und Stärkung dienen wir Deutschland, indem wir 
es gemeinsam beherrschen, nicht gewalttätig, wie der Pro¬ 
tektor den Rheinbund, sondern bundesfreundlich, wie die 
ersten unter unseres Gleichen. Zu diesem Zwecke sehe ich 
uns als verbündet an. Verlieren wir aber den Zweck 
ans dem Auge, hören wir auf, ihn aktiv zu betätigen, so 
vermindern wir die Lebenskraft unseres Bündnisses; die 
bloße Besorgnis vor Angriffen des Auslandes ist auf die 
Dauer weder bei Ihnen noch bei uns stark genug, um die 
innige Gemeinschaft der Politik zu erhalten, in welche uns 
die gemeinsame Aktion in der dänischen Sache so glücklich 
versetzt hat. 
Der gemeinsame Besitz der Herzogtümer verschärfte den 
Gegensatz zwischen den beiden deutschen Großmächten. Denn 
Österreich erkannte zu spät, daß mit der schleswig-holsteinischen 
Frage die deutsche zusammenfiel, und machte daher den Vor¬ 
schlag, den Augusteuburger als Herzog einzusetzen. B. äußerte 
29. Mai 1865 in einer Sitzung des Staatsministeriums: "Ein
	        
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