— 61 —
vereint und mit aktiver Entschiedenheit auftreten. Des¬
halb braucht kein deutscher Fürst für seine Unabhängigkeit
besorgt zu sein, oder auch nur aus die Beteiligung an
gemeinsamen Entschließungen zu verzichten, zu der er nach
dem Maß seiner Kräfte berufen ist.
Die Torheit der bisher leitend gewesenen Bundes¬
glieder zeigt sich m. E. am deutlichsten darin, daß ihnen
die Einigkeit zwischen Wien und Berlin unwillkommen
ist, daß sie dieselbe zu lösen hofften. Gelänge ihnen letz¬
teres, so wäre überhaupt von Deutschland als politischer
Einheit und vom Bunde nur noch so lange die Rede, als
Friede ist; mit dem ersten Kriege, bei dem ein deutscher
Staat beteiligt wäre, würde dann das Gebäude einstür¬
zen und die Schwächeren jedenfalls sicherer als die Stär¬
keren unter seinen Trümmern begraben. Deshalb sollten
die kleineren Staaten Gott für unsere Einigkeit danken,
unter deren Schutz sie bestehen. Schonen wir daher unsere
gegenseitigen Beziehungen um jeden Preis; durch ihre
Pflege und Stärkung dienen wir Deutschland, indem wir
es gemeinsam beherrschen, nicht gewalttätig, wie der Pro¬
tektor den Rheinbund, sondern bundesfreundlich, wie die
ersten unter unseres Gleichen. Zu diesem Zwecke sehe ich
uns als verbündet an. Verlieren wir aber den Zweck
ans dem Auge, hören wir auf, ihn aktiv zu betätigen, so
vermindern wir die Lebenskraft unseres Bündnisses; die
bloße Besorgnis vor Angriffen des Auslandes ist auf die
Dauer weder bei Ihnen noch bei uns stark genug, um die
innige Gemeinschaft der Politik zu erhalten, in welche uns
die gemeinsame Aktion in der dänischen Sache so glücklich
versetzt hat.
Der gemeinsame Besitz der Herzogtümer verschärfte den
Gegensatz zwischen den beiden deutschen Großmächten. Denn
Österreich erkannte zu spät, daß mit der schleswig-holsteinischen
Frage die deutsche zusammenfiel, und machte daher den Vor¬
schlag, den Augusteuburger als Herzog einzusetzen. B. äußerte
29. Mai 1865 in einer Sitzung des Staatsministeriums: "Ein