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IX. Die Griechen.
Tyrannen war für Griechenland in Bezug ans Geistesbildung, Landes-
cultur und Verkehr eine Zeit des Fortschritts; der starre Sinn und
die alte Sitte wurde hier gebeugt, und eine freiere Weltansicht begann
sich zu verbreiten. Dennoch dauerte die Herrschaft der von Tyrannen
gegründeten Dynastieen außer in Sicyon und Korinth* **)) nicht lange.
63. Korinth unter der Bakchiaden^).
(Nach Ernst CnrtiuS, griechische Geschichte.)
Im 9. Jahrhundert kam in Korinth das Königthum an einen Zweig
der Heraklidcn, welcher sich von Bakchis herleitete; durch die außeror¬
dentliche Begabung dieses Regentenhauses ist die Größe der Stadt be¬
gründet worden. Die Bakchiaden öffneten die Stadt dem Zuzuge be¬
triebsamer Ansiedler, welche hier an dem Kreuzpunkte aller griechischen
Handelswege schneller als an anderen ihr Glück zu machen hofften.
Sie hegten und förderten jede wichtige Erfindung; sie erkannten, je
mehr die Bevölkerung anwuchs, daß Korinth nicht auf der Landseite,
sondern auf dem Meere seine Gebietserweiterung zu suchen habe, daß
es nicht, wie hundert andere Küstenplätze, zu einem lebhaften Fährorte
bestimmt und zu einem gewinnreichen Transitgeschüfte berufen sei, son¬
dern zur Sceherrschast. Unter den Bakchiaden traten die Korinthier als
selbständiges Handelsvolk auf. Sie nahmen den Verkehr in eigene
Hand und richteten die Fahrbahn auf dem Isthmus ein, wo auf Roll-
gestellen die Schiffe von einem Golfe zum andern geschafft wurden.
Diese Einrichtungen führten zu technischen Erfindungen mancher Art;
die Korinthier fingen an, für fremde Rechnung solche Schiffe zu bauen,
welche für die Isthmusfahrt eingerichtet waren, und der Transport
selbst sicherte dem Staatsschätze bedeutende Einnahmen, welche der Aus¬
bildung der städtischen Marine zu Gute kamen. Sie machten den
Golf, welcher bis dahin von Krissa seinen Namen geführt hatte, zum
korinthischen.
Das war die Heldenzeit Korinth's, als seine Trieren jährlich mit
dem Aufgange der Plejadcn zu neuen Wagnissen und neuem Ruhme
die junge Mannschaft in die Westsee führten. Korinth hatte seine Bahn
gefunden und die Bakchiaden thaten Alles, die Stadt auf derselben
vorwärts zu leiten. Sie förderten die einheimische Industrie, um den
Seehandel immer mehr zum Hebel eines allgemeinen Wohlstandes zu
machen. Die Töpferscheibe war eine Erfindung Korinth's; die Plastik
der Thongefäße, ihre malerische Ausstattung war hier zu Hause. Die
Bakchiaden selbst traten an die Spitze der Flotte, wie die venetianischen
*) Siche den folgenden Aufsatz.
**) Bgl. Duncker, Geschichte des Alterthums III. S. 437 ff.