Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Verwüstungen anrichtete und 15 000 Menschen ein Grab in den 
Wellen bereitete. 
Im Jahre 1640 erwarben die beiden Landesherren nach dem 
Tode des letzten Schauenburger Grafen die Herrschaft Holstein- 
Pinneberg, welche durch Verbindung mit der Grafschaft Schauen¬ 
burg an der Weser sich allmählich zu einem von dem übrigen 
Holstein gesonderten, selbständigen Gebiete ausgebildet hatte. Der 
König erhielt den südlichen Teil oder das Amt Pinneberg, der 
Herzog den kleineren nördlichen Teil oder das Amt Barmstedt 
(welches im Jahre 1649 an den Grafen Christian Rantzau 
aus Breitenbnrg überlassen und zu einer „Grafschaft Rantzau" er¬ 
hoben wurde). 
Dagegen machte die Stadt Hamburg, die schon längst nach 
gänzlicher Unabhängigkeit getrachtet hatte, entschiedene Versuche, 
sich der schleswig-holsteinischen Herrschaft zu entziehen. Christian IV. 
hatte nämlich den „al to nah" belegenen Flecken Altenau mit 
großen Begünstigungen erfreut und dadurch ihre Unzufriedenheit 
im hohen Grade erregt. Es gelang ihr, eine günstige Entschei¬ 
dung des deutschen Kaisers zu bewirken, nach welcher sie zu einer 
freien Reichsstadt erhoben wurde, 164-1. (Aber erst im Jahre 
1768 wurden die holsteinischen Hoheitsansprüche vollständig auf¬ 
gegeben). 
Nach 15 Friedensjahren wurde die Ruhe unseres Landes aber¬ 
mals durch die Schreckerl des Krieges gestört. Der fromme und 
heldenmütige Schwedenkönig Gustav Adolf hatte int Jahre 
1630 den Kampf gegen den Kaiser und die Liga wieder ausge¬ 
nommen. Nachdem er bei Lützen gefallen war, hatten feine Gene¬ 
rale die kriegerischen Unternehmungen mit wechselndem Geschick 
fortgesetzt. Die günstigere Wendung des Krieges für die Prote¬ 
stanten konnte Christian IV., welcher aufrichtig der evangelischen 
Lehre anhing, nur erfreulich fein; als es sich aber später nicht 
mehr so sehr um Glaubensfreiheit, als um Landgewinn und andere 
weltliche Vorteile handelte, suchte er eifrig den Frieden zu ver¬ 
mitteln und dabei der Machtvergrößerung Schwedens ent¬ 
gegen zn wirken. Da schritt der schwedische Feldherr Torstenson 
in Eilmärschen heran, 1643, besetzte Schleswig-Holstein und nahm 
alle festen Plätze, bis auf Krempe und Glückstadt, ein. Christian IV. 
schlug eine holländische Flotte, die den Schweden zu Hülfe 
kam, auf der Li st er Tiefe und die an Zahl der Schiffe ^weit 
überlegene schwedische Flotte auf der Kolberger Heide. 
In dieser letzteren Seeschlacht wurde dem 67jährigen Könige, der 
persönlich den Oberbefehl führte, durch einen Holzsplitter das rechte 
Auge aufgerissen, so daß er ohnmächtig auf das Verdeck nieder¬ 
sank. Er raffte sich aber wieder auf, hielt fein Taschentuch vor 
das blutende Auge und erteilte neue Befehle, 1644. Trotz dieses 
glänzenden Sieges konnte er einen unglücklichen Verlauf des Krie¬ 
ges nicht verhindern, und er sah sich genötigt, einen für Däne- 
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