Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Flammen» Als die Bürger, welche die Mauern vertheidigten, das 
lodernde Feuer gewahrten, eilten sie erschrocken auf den Markt, um zu 
sehen, was es gebe. Plötzlich stürzte ein Thurm, der schon längst 
durch die Mauerbrecher (es waren lange Balken mit ehernen Widder- 
köpfen) erschüttert worden war, zusammen, und die zunächst befind-« 
lichen Karthager drangen durch die Oeffnung ein, während zugleich 
Hannibal mit seiner gesammten Macht einen Angriff machte. Das 
Blutbad war fürchterlich. Alles wurde niedergemacht; viele Bürger 
erstachen sich mit Weib und Kindern, oder verbrannten sich. 
Zn Rom erregte diese Nachricht Schrecken und Unwillen. Augen¬ 
blicklich wurde eine Gesandtschaft nach Karthago geschickt, welche den 
Krieg erklären sollte, wofern nicht der Urheber des Greuels von Sagunt 
ausgeliefert werde. Da nun ihrem Ansinnen nicht entsprochen wurde, 
so rüstete man sich von beiden Seiten. 
Hannibal faßte den Entschluß, das Feuer des Kriegs nach Italien 
selbst zu tragen. Nachdem er daher sein Heer zu Neukarthago geordnet 
hatte, brach er im Frühling (218) mit 90,000 Mann zu Fuß und 1200 
Reitern nebst 37 Elephanten auf, gieng über den Ebro und kam nach 
muthigem Kampfe mit mehreren Bergvölkern an die Pyrenäen. Ck 
überschritt die Päffe bei Bellegarde und gelangte, an der Küste von 
Gallien hinziehend, über Narbonne an den Rhodanus. (die Rhone.) 
Als diese Fortschritte des unternehmenden Karthagers in RoM 
bekannt wurden, bekam der Cónsul Sempronius den Befehl, in Sicilien 
eine Flotte und ein Heer zu rüsten und sodann nach Afrika überzugehen. 
Der andere Cónsul, Publius Cornelius Scipio, wurde beordert, nut 
zwei Legionen nach Spanien zu schiffen. Als er aber dahin kam und 
erfuhr, daß Hannibal bereits an die Rhone vorgedrungen sey, schifft^ 
er seine Truppen in Marseille aus und ließ die Stellung und Bewegung 
des Feindes erkunden. 
Hannibal hatte bereits Boote genug, um die Armee überzusetzen- 
allein die Gallier setzten sich ihm entgegen. Er schickte daher des Nachts 
einen Theil der Truppen stromaufwärts, mit dem Befehl, nach eiuclN 
Tagmarsch über den Fluß zu gehen, um die Feinde im Rücken übe^ 
fallen zu können. Durch Feuer von ihrer Annäherung in Kenntniß 
gesetzt, bewerkstelligte nun der Feldherr den Uebergang. Zwar eilten 
die Gallier an's Ufer, um ihn daran zu hindern; doch die in iheein 
Rücken hervorbrechenden Karthager verbreiteten einen solchen Schrecken? 
daß sich die Feinde zerstreuten und die Armee, ohne beunruhigt ^ 
werden, hinüberzog. Der Uebergang geschah in der Nähe von Avignon. 
Hannibal wich absichtlich einer Schlacht aus, so sehr Scipio es wünschte?
	        
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