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ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?"
„O wachet doch und betet, daß ihr nicht in An¬
fechtung fallet. Denn der Geist, ist willig, aber
das Fleisch ist schwach." Zum andernmal ging
er hin und betete: „Mein Vater, ist es nicht
möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, ich trinke
ihn denn, so geschehe dein Wille." Er kam dann
wieder zu seinen Jüngern, und fand sie abernials
schlafend. Und er ließ sie und ging abermals hin,
um noch inbrünstiger zu beten. Es überfiel ihn
eine wahre Todesangst. Sein Schweiß ward wie
Blutstropfen, die auf die Erde fielen. Cr aber
betete: „Mein Vater! Wenn dieser Kelch nicht
vor mir vorüber gehen kann, ohne daß ich ihn
trinke — so geschehe denn dein Wille!" Und er
kam nun wieder zu seinen Jüngern und sprach:
„Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Cs ist
genug! Die Stunde ist gekommen. Siche, des
Menschen Sohn wird überantwortet in der Sün¬
der Hände. Stehet auf, lasset uns gehen! Siehe,
der mich verräth, ist nahe!"
Gefangennehmung Jesus'6.
Jesus hatte die letzteren Worte kaum aus¬
gesprochen, so kam Judas, der Zwölfe Einer,
und mit ihm eine große Schaar mit Schwerd-
tern, Stangen und Fackeln. Und der Verräther
hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: „Wel¬
chen ich küssen werde, der ist's; den greifet." Cr