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Damals erhoben die einzelnen deutschen Staaten an ihren Grenzen von den
Waren einen Zoll. Das war eine bestimmte Abgabe. Durch den Zoll wurden
die Waren teurer. Die Leute an der Grenze aber schlichen heimlich herüber
und hinüber und holten die Waren ohne Zoll. (Schmuggler, schmuggeln.) Der
Staat baute viele Zollhäuser und stellte Grenzwächter an. Diese paßten gut
auf und gebrauchten auch oft ihre Gewehre. Friedrich Wilhelm III. gründete
mit den deutschen Fürsten den deutschen Zollverein. Nur an der deutschen
Grenze sollte Zoll erhoben werden. Dadurch wurden die Waren billiger. —
In den 30er Jahren wurde eine der ersten Eisenbahnen von Berlin nach
Potsdam erbaut. Zu derselben Zeit fuhren die ersten Dampfschiffe auf
dem schönen Rheine.
König Friedrich Wilhelm III. starb 1840. Er ruht mit seiner Ge¬
mahlin, der Königin Luise, im Mausoleum zu Charlottenburg. Sein
Wahlspruch war: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hossnuug in Gott."
Die Königin Anise.
a) Die Glücksjahre der Königin Luise. Die Königin Luise wurde
am 10. März 1776 geboren. Ihr Vater war der Großherzog von Mecklen¬
burg -Strelitz. Schon früh starb ihre Mutter. Sie wurde von ihrer Gro߬
mutter zu Darmstadt erzogen. Die Königin Luise war eine schöne Dame.
Am Weihnachtsabend 1793 vermählte sie sich mit dem Könige Friedrich
Wilhelm III., der damals noch Kronprinz war. Beide führten ein glück¬
liches Familienleben. Ant liebsten hielten sie sich auf ihrem Gute Paretz bei
Potsdam auf. Der König tpollte hier nichts sein als der „Schulze von
Paretz". Luise nannte sich scherzend „die gnädige Frau von Paretz". Das
schönste Fest hier war das Erntefest. Da kamen von fern nnd nah viele
Leute nach Paretz. Sie wollten alle das Königspaar sehen. Dieses mischte
sich unter die tanzenden Bauern und Arbeiter. — Im Jahre 1800 kam das
Königspaar in die schlesischen Gebirge. Die Königin besuchte die Schnee¬
koppe und freute sich über die herrliche Aussicht von diesem hohen Berge.
Bei Waldenburg fuhr sie in ein Bergwerk eilt.
Der liebe Gott schenkte der Königin Luise neun Kinder. Die beiden
ältesten waren Kronprinz Friedrich Wilhelm und.Prinz Wilhelm. Der
Erstgeborene wurde später König. Der zweite Sohn sollte sogar Deutscher
Kaiser werden. Bei ihren Kindern fühlte sich die Königin ant glücklichsten.
b) Herzensgüte der Königin Luise. An einem Frühlingstage ging
die Königin Luise im Schloßgarten zu Potsdam spazieren. Da erblickte sie
aus einer Bank einen blassen, kranken Mann. Mitleidig sandte sie schnell
einen Diener mit einigen Geldstücken zu ihm. Dieser sagte freundlich: „Ich
bitt nicht artn. “ Sofort ging die Königin zu dem Manne hin und sprach:
„Ich habe Ihnen nicht wehe tun wollen. Kann ich Ihnen mit Geld nicht
helfen, so kann ich es vielleicht auf andere Weife." Der Mann war ein
reicher Bürger aus Potsdam. Den Winter über war er krank gewesen. Jetzt
wollte er sich in der warnten Frühlingssonne erholen. Der Mann empfing
viele Wochen lang jeden Mittag Obst und andere Erfrischungen vom Königshofe.
c) Die Königin Luise im Unglück. Die Jahre 1806 und 1807
waren Preußens Unglücksjahre. Napoleon hatte Preußen besiegt. Er zog