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Palast ohne Widerstand unter dem Geschrei:
„Es sterbe Papst Bonifacius! es lebe der König
von Frankreich!" Alle Cardinale durften entflie¬
hen; der Papst aber wurde in seinem Zimmer
gefangen gehalten und streng bewacht. Jedoch
blieb er es nicht lange; denn die Bürger von
Anagni schlugen, als sie sich von ihrer Bestür-
zung erholt hatten und wieder zu mehrerer Be¬
sonnenheit gekommen waren, die Schaaren Nor
garets und Colonnas zur Stadt hinaus und be¬
freiten so Bonifacius. Dieser begab sich noch an
demselben Tage nach Nom, verfiel aber in eine
Gemüthskrankheit und starb noch in demselben
Jahre.
Papst Clemens V.
Des Papstes Bonifacius VIII. unmittel¬
barer Nachfolger war Benediktus XI. Dieser
starb aber schon im Jahre 1304, wie man erzählt,
durch Gift, und es entstand nun zwischen der
französischen und italianischen Partei wegen der
Wahl eines neuen Papstes, ein heftiger Zwist.
Unter den drei hohen Geistlichen, die dazu end¬
lich in Vorschlag gebracht wurden, war der Eine
der Erzbischof von Bourdeaux, Raimund von Got,
der sein ganzes Glück dem Bonifacius VIII. zu
verdanken hatte. Kaum erfuhr aber dieß Phi¬
lipp IV., so wußte er es auch dahin zu vermit¬
teln, daß dieser, also ein Franzose, Papst wurde.
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