Full text: Lehrbuch der Geographie

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Besondere Geographie von Europa. 
4. Artois, vormals Grafschaft, nebst einem Theile von Flandern und 
dem Hennegau, gleichfalls am Kanal gelegen. Bemerke: . 
Hst. Arras (26,000 E.) eine starke Festung, besitzt eine sehenswerthe Ka¬ 
thedrale in gothischem Stile, und hat Fabriken in Spitzen und Rübenzucker. 
St. Omer mit schöner Kirche und verschiedenen Klöstern. Bei Azincourt siegte 
Heinrich V. von England 1415 über die Franzosen. Ferner Boulogne (34,000 
E.) mit einem Seehafen und Fabriken in Leinen- und Wollwaaren, Zucker, Seife 
rc.; von hier aus wird der Kabliaufang bei Newfoundland, Härings- und Makre¬ 
lenfang im Kanal betrieben, auch ist der Küstenhandel beträchtlich. Von hier ge¬ 
schieht auch die Ueberfahrt nach England durch regelmäßige Dampfschifffahrts- und 
Packetbootsverbindungen; Seebäder. Calais, eine Seehafenstadt an der Küste, 
wo die Meerenge nur 6 M. breit, ist früher schon einmal über 200 Jahre im 
Besitze der Engländer gewesen; von hier geschieht die Ueberfahrt nach Dover in 
England. 
5. Französisch-Flandern (stanz. Niederlande) begreift einen großen Theil 
der allen Grafschaft Flandern und Theile der Grafschaften Hennegau 
und Namur. Die Provinz ist gut angebaut. Die Bewohner, Flamänder, 
zeichnen sich durch Fleiß und Tüchtigkeit aus; Flachs und Oel sind die Haupt¬ 
produkte. An der Grenze steht eine Reihe starker Festungen als: 
Lille (Ryssel) (132,000 E.), ein Meisterwerk Vauban's, ist erst 1859 bedeu¬ 
tend erweitert worden; sie ist eine wichtige Fabrikstadt in Leinwand, Tuch, Band, 
Spitzen rc. Dünkirchen, am Meere zwischen Dünen und Sandhügeln, hat einen 
wichtigen Hafen und ist reich durch seinen Kabliaufang und seinen Seehandel; 
Douay, Valenciennes haben Fabriken in Batist, Leinwand rc.; in Cambray 
war Fenölon Erzbischof und starb hier 1715. Wir merken uns auch die Fabrik¬ 
städte Roubaix und Tourcoing. 
6. Die Champagne, östlich von Paris, von der Marne durchflossen, 
hat ihren Namen von den weiten, zum Theile unfruchtbaren (Ch. pouüleuse) 
Feldern in dieser Provinz. Wiederholt ist sie der Schauplatz entscheidender 
Kämpfe gewesen. Im westlichen Theile wächst, besonders um Epernay, auf 
Kalk- und Kreideboden der weltberühmte Champagner-Wein. Die Erbtochter 
des letzten Grafen vermählte sich 1284 mit Philipp dem Schönen von 
Frankreich. Merke u. a. die Oerter: 
Rheims (vurocortum) (55,000 E.), in dessen ehrwürdigem Dome der 
Bischof Remigius einst den Frankenkönig Chlodwig taufte, wo später die Könige 
gekrönt wurden, besitzt jetzt eine herrliche gothische Kathedrale. Bei Sillerh wächst 
der beste Wein. Epernay an der Marne ist Hauptsitz des Handels mit Champagner 
Wein. Chnlons (8ur Marne), hat Wein- und Getreidehandel; südlich von der Stadt 
die Campi Catalaunici, wo 451 Attila von den vereinigten Römern und Westgo¬ 
then unter Aetius und Theodorich geschlagen wurde. Sens an der Ionne, mit 
Industrie und Handel. Troyes (^u§u8tobona) (40,000 E.) an der Seine, mit 
gothischer Kathedrale, lebhaftem Handel und Fabriken. Montmira il, Schlacht 
1814. Langres mit schöner Kathedrale, berühmten Fabriken in Messerschmiede¬ 
waaren und wichtigem Handel in Mühlsteinen. Joinville, an einem Berge, 
worauf ein Schloß steht, hat Weinbau. Meaux an der Marne, wo einst Bosfuet 
Bischof war, hat eine schöne Kathedrale. 
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