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Erster Abschnitt.
Thur zieht von Osten nach Westen ein langer, sanft ansteigender Bergrücken, wel¬
cher im Ganzen wohl „der Seerücken" genannt wird, von einzelnen Höhen gekrönt.
II. Der Jura *) (S. 115.10.) bildet sowohl nach seiner Entstehung, als
nach seinen äußern Formen ein von den Alpen durchaus verschiedenes Gebirgssy-
stem. Von der ganzen Länge des Gebirges, in welchem die Form der geradlinigen
Kette mit abgerundeten Gipfeln vorherrscht, kommen etwa 35 M. auf die
Schweiz, womit eine Fläche von 85 bis 90 UUM. bedeckt wird. Die vorder-
stew Ketten gegen O. steigen gewöhnlich aus dein vorliegenden Mittellande
rasch empor und sinken in den dahinter liegenden westlich gegen Frankreich
zu immer niedriger werdenden Höhenzügen hinab. Im nördlichen Jura tritt
auch die Tafelform, welche jedoch durch Spalteuthäler oft sehr zerrissen ist, auf.
Der höchste Punkt des Jura ist der Crvt de la Neige (53049 in Frank-
reich; der Dole in der Schweiz erreicht 5175'. Die nächsten Höhenpunkte: Mont
Tenvre (5173'), Chasseron (4959'), M. Suchet (4912'), Arguilles des
Beanlmes (4811'), Noiremont (4802'), und M. Sallay (4719') liegen sämmt¬
lich im Kanton Waadt. Die mittlere Kammhöhe des Gebirges schwankt zwischen 2200
und 3400'. Die höchsten Dörfer des Jura liegen im Waadtland: St. Croix 3411','
Bullet 3522' und Manborget 3620' über dem Meere; bemerkcnswerth ist Chaux-
de-Fonds, das mit seinen 13,000 E. 3200' über dem Meere liegt und vielleicht
der höchst gelegene Ort von solchem Umfange in ganz Europa ist. Wie überhaupt,
so ist namentlich in den Kantonen Neuenburg und Waadt der Jura reich an Fels¬
spalten, Grotten und Höhlen, die zum Theil von bedeutender Ausdehnung und mit
Tropfsteingedilden und Eiskrystallen ausgeschmückt sind. Bemerkenswerth sind endlich
noch die Menge nutzbarer Mineralien, besonders Salz und Eisenerze.
Zusatz. Als eine merkwürdige Erscheinung des Schweizer Mittellandes
sind die erratischen Blöcke (Findlings) **) zu erwähnen, deren sich viele von
außerordentlicher Größe sowohl im freien Felde, wie aus den Bergen oder in Wäl¬
dern vereinzelt vorfinden und deren Ursprung vom Montblanc, dem St. Gott¬
hard oder dem Jura sich ans der Zusammensetzung des Gesteins leicht erkennen
läßt. Wie so mächtige Steinblöcke, worunter sich manche von außerordentli¬
cher Größe und Schwere befinden von ihrem ursprünglichen Heimathsorte
oft viele Meilen weit fortgeschafft und an ihre gegenwärtige Lagerstätte oft
an oder auf höhere Berge gebracht werden konnten, darüber sind von Ge¬
lehrten verschiedene Annahmen aufgestellt worden. Gegenwärtig scheint die
Meinung, daß große Eismassen die Träger der Felsenmassen gewesen seien,
die meiste Verbreitung gefunden zu haben. Auch in Norddeutschland und
Dänemark finden sich in ganz bestimmter Richtung solche Blöcke, deren Va¬
terland Schweden und Norwegen sein müssen, sehr zahlreich vor; noch weiter
solle«: sie auch in Nord-Amerika verbreitet sein.
Gewässer, Die Schweiz ist, wie es bei Gebirgsländern gcwöhlilich,
reich an Wasser und die Quellenheimath großer Ströme. Durch Millionen
*) Berlepsch a. a. O. S. 106 u. f.
**) Vgl. §. 27. S. 42.