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Söhne wuchsen stämmig und kräftig heran, nnd er freute sich schon
im voraus auf die Zeit, wo er sie in der Uniform sehen würde.
Er ließ sie freiwillig dienen, und nach Wunsch kamen sie zur Garde
nach Potsdam.
Sollte er sie nun allein dorthin ziehen lassen? Das wäre
dem alten Sondermann nicht möglich gewesen; er mußte ihnen das
väterliche Geleit geben. War er doch stolz darauf, auch einmal
der Garde des Königs angehört zu haben.
Der König Friedrich Wilhelm III. erfuhr von der treuen An¬
hänglichkeit Sondermanns, und daß dieser ihm in seinen Söhnen
ein paar wackere Gardisten gebracht habe. Da ließ er ihn vor sich
kommen und unterhielt sich freundlich mit ihm.
Im nächsten Jahre machte der König eine Reise und kam auch
durch Westfalen. In der Stadt Hamm drängten sich die Leute
dicht an ihn heran; alle wollten ihn sehen. Aber die Gendarmen
sorgten dafür, daß die Seilte nicht zu nahe kanten. Nur ein Bauer
arbeitete sich durch und wollte sich auch von den Gendarmen nicht
zurückhalten lassen.
Der König bemerkte es und rief: „Durchpassieren! Kenne den
Mann!" und zum Bauer sprach er: „Wie geht es, Sondermann?"
— „Mir geht es gut," antwortete der alte Unteroffizier, „wollte
nur fragen, was meine Jungens in Potsdam machen." — „Wird
ihnen wohl gut gehen," sagte der König, „habe nichts Schlechtes
von ihnen gehört." — „Nun, wenn Sie nach Hause kommen,"
sagte der Bauer, „grüßen Sie meine Jungens von mir, Majestät!"
— „Werd's besorgen!" antwortete der König. Und der Bauer
war zufriedengestellt.
Nach mehr als einem Monat kam der König nach Potsdam
zurück. Am andern Morgen ließ er die Gebrüder Sondermann
aufs Schloß rufen uud sprach zu ihnen: „Hab' euren Vater ge¬
sehen, ist recht munter. Läßt euch grüßen, was ich hiermit gethan
haben will." Dann gab er seinem Diener den Befehl, den beiden
Brüdern ein Frühstück ans seiner Küche zu geben.
d. Liebet eure Feinde.
Eines Tages wollte der König eine kleine Treppe hinab in
sein Arbeitszimmer gehen. Da glitt er ans und brach ein Bein.
Als der König nun auf dem Krankenbette lag, hatte er oft
schlaflose Nächte. Da dachte er über sein vergangenes Leben nach,
an Trauriges und Freudiges, an gute und böse Menschen.
Einmal siel ihm ein Oberst ein, der ihm viel Leids gethan
hatte. Nach den Schlachten bei Jena und Auerstüdt war derselbe
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