Das Königreich Portugal.
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stehen; noch weniger konnte er sich entschließen, seine geliebte Inez
zu verstoßen. Da hielt Alfons mit seinen Günstlingen Rath, und
es wurde der Mord der Inez beschlossen. Wohl warnte die Kö¬
nigin und ein Erzbischof den Prinzen, auf seiner Hut zu seyn;
aber er glaubte, man wolle ihn nur schrecken; eine solche That
konnte er vom Vater nicht erwarten. Alfons begab sich mit ei¬
nigen Edelleuten nach Coimbra, sobald er erfuhr, daß der Prinz
auf mehrere Tage auf die Jagd gegangen sey. Inez erschrak, als
sie des Königs Ankunft erfuhr. Sie warf sich mit ihren Kindern
ihm zu Füßen, und flehte weinend um seine Gnade. AlfonS wurde
gerührt; die Schönheit und Sanftmuth der Inez hatte seinen
Zorn entwaffnet. Aber sobald sie aus seinen Augen war, regten
die Höflinge seinen Zorn aufs neue auf, und baten ihn so lange,
bis er ihnen erlaubte, den Mord zu vollziehen. Sie begaben sich
in ihre stille Wohnung, und stießen sie mit ihren Dolchen nieder.
Als Pedro den Mord seiner geliebten Inez erfuhr, war er außer
sich vor Schmerz, und empörte sich gegen den grausamen Vater;
doch wurde endlich ein Frieden vermittelt. Sechs Jahre darauf,
nachdem Pedro König geworden war, ließ er die Leiche ausgraben,
die Gebeine, mit königlichen Kleidern angethan und einer Krone
auf dem Haupte, auf einen Thron setzen, und dann in feierlichem
Zuge nach dem prächtigen Marmorgrabe bringen, das er ihr be¬
stimmt hatte *).
4. Estremadura
ist meist eben und hügelig und zum Theil so fruchtbar und
gut angebaut, daß man in einem Garten zu seyn glaubt.
Hier liegt die Hauptstadt des ganzen Königreichs,
Lisboa, von uns Lissabon genannt, eine sehr große
Stadt, die größte der ganzen pyrenäischen Halbinsel, mit 250,000
Einwohnern. Sie liegt auf der nördlichen Seite des Tejo, der
aber hier eine Breite von 2 Meilen hat, und etwa 1 Meile da¬
von sich in das Meer ergießt. Die Schiffe können bis an die
Stadt kommen, und beständig ist der Fluß mit ihnen bedeckt.
Wenn wir von der Seeseite kommen, und in den breiten Strom
einfahren, so bietet die Stadt einen unvergleichlichen Anblick dar.
Zn einer meilenlangen Ausdehnung erhebt sie sich von dem Ufer
an wie ein Amphitheater zu den zum Theil dicht dahinter, zum
Theil entfernter liegenden Anhöhen. Auf denselben und auf bei¬
den Seiten am Meere liegen unzählige Landhäuser, Schlösser,
*) Eine ähnliche tragische Geschichte ist die von Agnes Bernauerin.
S. meine Gcsch. der Deutschen für Töchterschulen, Th. 1, S. 450.