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Sein kleiner Sohn, voll Freude darüber, hüpfte lustig in
der Stube herum und stieß unvorsichtigerweise einen Krug vom
Tische herab. Elisabeth, seine Schwester, war gleich auf dem
Boden, die Scherben aufzuheben. Da kam der Vater herein.
„Nun, Elisabeth, was hast du angefangen?“ fragte er etwas
Unwillig. „O, lieber Vater,“ sagte Elisabeth ganz erschrocken,
„sei doch nicht böse!“ — „Böse bin ich nicht,“ erwiderte der
Vater; „aber da auch an einem fremden Orte vor dir die
Krüge nicht sicher sein würden, so darf ich dich heute nicht
mitnehmen.“
„Ich will gerne zu Hause bleiben,“ sagte das gute Kind,
„wenn der Vater nur nicht böse ist.“ — Da konnte sich der
Bruder nicht länger halten; er trat mit weinenden Augen vor
den Vater hin und sagte: „Ich, nicht die Schwester, ich habe
den Krug zerbrochen; ich muß zu Hause bleiben.“
Darauf sagte Elisabeth: „Lieber Vater, wenn der arme
Anton zu Hause bleiben muß, so laß mich doch auch hier
bleiben! ich hätte sonst keine Freude, und dem Bruder würde
die Zeit zu iang. Wir wollen recht ruhig miteinander spielen
und nichts Böses anfangen.“
Der Vater, voll Freude über das gute Herz seiner Kinder
und über ihre Liebe zueinander, nahm beide in seine Arme
und sprach: „Ihr seid beide meine lieben Kinder! Ihr sollt
beide mit mir gehen!“ Jetzt war die Freude noch größer.
19. Wo wohnt der liebe Gott?
W. Hey.
Fünfzig Fabeln für Kinder. Nebst einem ernsthaften Anhange. Gotha o. J.
Anhang S. 22. Um eine Strophe gelürzt.
Wo wohnt der liebe Gott?
Sieh dort den blauen Himmel an,
Wie fest er steht so lange Zeit,
Sich wölbt so hoch, sich streckt so weit,
Daß ihn kein Mensch erfassen kann!
Und sieh der Sterne goldnen Schein,
Gleich als viel tausend Fensterlein:
Das ist des lieben Gottes Haus,
Da wohnt er drin und schaut heraus,