Full text: Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern

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nienburger Thore bis zum Hallischen reicht, wo sie in den 
zirkelrunden Platz von Belle-Alliance ausläuft. Sie 
durchschneidet auch die Leipziger Straße, welche in dem 
Leipziger Platze endigt, wo die königliche Porzellanfabrik 
steht, aus der jährlich gegen 440,000 Geschirre kommen, 
die sich durch geschmackvolle Formen, wie durch schöne Ma¬ 
lerei auszeichnen. Zu erwähnen ist noch der Gensd'ar- 
merie Platz, in dessen Mitte zwischen zwei mit kup¬ 
pelförmigen Thürmen versehenen Kirchen das königliche 
Schauspielhaus steht. Auf dem mit Bäumen besetzten 
Wilhelmsplatze stehen die Marmorbildsäulen von sechs 
berühmten Feldherrn Friedrichs d. Gr. aus dem 7jährigen 
Kriege, Schwerins, Keith's, Winterfeld's, Seidlitz's, Zieten's 
und des alten Dessauer. Wie Berlin an Kunstschätzen und 
an Vildungsanstalten aller Art reich ist, so auch an Wohl¬ 
thätigkeitsanstalten (das große Krankenhaus und die Irren- 
heilanstalt, die Charite). Der Verkehr ist hier lebhaft, 
die Hauptstraßen sind immer belebt, wegen der breiten und 
weiten Bauart entsteht hier aber nicht ein solches Menschen¬ 
gewühl wie in andern größern Städten. Die Gewerbsamkeit 
in Berlin ist sehr groß, es fehlt nicht an wichtigen Fabriken 
z. B. die königliche Eisengießerei, welche die mannichfal- 
tigsten Gebilde, Großes wie Kleines, in sehr geschmackvoller 
Weise liefert; ferner Färbereien, Seidenwebereien, Gold- 
und Silberarbciten, Steingut-, Wollen- und Baumwollen-, 
Leder-, Tapeten- und Papierfabriken u. s. w. Für den 
Handelsverkehr sind besonders die vielen Eisenbahnen wichtig, 
welche in Berlin einmünden und meistens mit electro-magne- 
tischen Telegraphen verbunden sind. 
Berlin ist der Geburtsort der Gebrüder (Wilh. und Alex.) 
von Humboldt, des Geschichtsforschers Brcdow, der Künstler 
Schadow und Rauch, der Dichter Tieck, Rellstab und v. Arnim, 
des Schauspielers Devrient und des Generals Grolmann u. s. 
w. Berlin hat viele Gelehrte und Dichter außerdem in sei¬ 
ner Mitte gehabt, wie Fichte, Hegel, Schleiermacher, Mar- 
heinecke, Reander, Lachmann, Chamisso, Eichendorf, und hat 
noch tüchtige Männer in seinem Weichbilde, wie Schelling, 
Raumer, Böckh, Ritter, Ritsch, Ranke, Sydow, Ionas u. 
s. w. Berlin bietet für geistige Bildung in Kunst und Wis¬ 
senschaft sehr viel, während die Natur sie kümmerlich ausge¬ 
stattet und ihr vieles versagt hat. Doch es fehlt nicht an 
Belustigungsorten für das Volk. Zur Erheiterung desselben 
dient besonders der Thiergarten vor dem Brandenburger 
Thore, er ist das Ein und das Alles der Berliner. Er dehnt 
sich fast eine Meile weit aus, ist ein 1820 Morgen großer 
Lustwald mit anmuthigen geraden und geschlängelten Laub- 
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