Full text: Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen (Bd. 3)

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Umfang und Bevölkerung des Zipfer Comitats. 
ben die zahlreichen Sauerbrunnen, von denen der zu Schmecks viel besucht wird, An¬ 
laß zu manchen Anlagen; Bela braut den besten Wachholderbranntwein, Durand 
bereitet den besten Käse, Schmölnitz Cämentwasser, Krompach besitzt eine Honig¬ 
siederei, Javorina ein großes Eisenwerk, Kapsdorf die Schutzberge, in deren 
drei Hohlen die Zipser mit ihren Familien und Herden sich vor den Mongolen 
bargen, Haligocz eine schone Tropfsteinhöhle, Leutschau die größte Orgel Un¬ 
garns, berühmte Erbsen, den besten Meth, das schönste Zipser Obst und herr¬ 
liche Fernsichten, Käsmark starken Weinhandel, und die Städte sind reich 
an Alterthümern aller Art. Auch die Kunst des Straßenbaues hat das Ihrige 
gethan, das Zipser Ländchen berühmt zu machen, denn bei Straczena ist durch 
die ungeheuren Granitblöckc, welche von den Hohen herabstürzten und den engen 
Thalspalt sperrten, ein schon gewölbtes Thor gebrochen. Dagegen befindet sich 
nahe am Zipserschloß bei Hotkocz im Berge Drevenik eine Eishöhle, deren es im 
Lande überhaupt mehrere giebt, weil die Höhlen so liegen, daß die kalte Luft das 
durchsickernde Wasser gefrieren macht, oder weil die kalte Winterlust so lange 
eingeschlossen bleibt, daß Ende Sommers erst die warme Luft eindringt, das Eis 
schmilzt und die Höhle im Winter eisfrei macht. 
Die Zips umfaßt die Thalgebiete der Popper und des Hernad, reicht also 
vom Hochwalb bis unterhalb Lublau, vom Tatragebirge bis unterhalb Göllnitz, 
und ein kleiner Theil liegt sogar jenseits der Karpaten bis zur Bialka und den 
weißen Dunajec hin. Früher gehörten dieser Grafschaft 24 Städte an, aber als 
sie endlich nach langer Verpfändung an Polen ausgelöst wurde, waren 11 Städte 
zu Dörfern herabgesunken, weshalb man zu den 13 Städten drei neue hinzu¬ 
fügte, und diese 16 Städte die Zipser Kronstädte nannte. Es gehört zur Zips 
aber auch das Gebiet der zehn Lanzenträger, d. h. 14 Ortschaften, deren adelige 
Bewohner in früheren Zeiten dem Könige zehn mit Lanzen bewaffnete Männer 
als Leibwache stellten. Den südlichen Theil endlich bilden die Berg bezirke mit ihren 
Kupfer- und Eisengruben, ihren Hütten- und Eisenwerken, Drahtziehereien, 
Sauerbrunnen und (bei Teplicz) der ältesten Papiermühle Ungarns. 
Den dritten Theil der Bevölkerung, etwa 60,000 M., machen die Deut¬ 
schen aus, die vor 700 Zähren einwanderten, Städte bauten, bürgerliches Ge- 
werbsleben ins Land brachten und neben der deutschen Sprache auch deutsche Sitte 
und deutsches Städtewesen treu bewahrten. Die Königin Helena rief sie 1143 
ins Land, Geisa II. und Bela IV. ließen neue Colonisten nachkommen, Andreas ll. 
stellte ihnen 1224 einen Freiheitsbrief aus, der ihnen mancherlei Vorrechte ein¬ 
räumte , und fortan hielten die Zipser in Noth und Gefahr treu an ihren Köni¬ 
gen, bis sie theilweise an Polen, theilweise an Zapolya und Thurzo kamen; wäh¬ 
rend der Parteikriege hatten fie schrecklich zu leiden, unter Maria Theresia aber wur¬ 
den fie wieder mit Ungarn vereinigt. Die Städte und Flecken der Zips mit ihren 
stattlichen Rathhäusern, ehrwürdigen Kirchen, alten Festungsmauern und den engen 
winkeligen Straßen tragen deutsches Gepräge, und die Einrichtung der Häuser, 
die Vorhänge und Blumentöpfe an den Fenstern, die polirten Tische, die Wand¬ 
schränke mit blankem Zinngeschirr und bemalten Steinkrügen, die hoch aufge-
	        
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