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IV. Tripoli.
den, nöthigenfalls aber muß jeder Unterthan die Waffen ergreifen.
Der Pascha ist der einzige Besitzer aller bewaffneten Fahrzeuge, de¬
ren er etwa 12 bis 13 ohne die Kanonenböte hat, und darunter
nur 1 Fregatte von 24 Kanonen. Sie werden auf Raubzüge aus¬
geschickt, und die Beute gehört dem Pascha,
Die Hauptstadt Tripoli, unter 32° 54' N. B. und 31°
O. L., liegt auf einer ins Meer hervorspringenden Landzunge.
Sie ist mit Mauern und Basteien umgeben, der Hafen liegt auf
der Ostseite; die Zahl der Einwohner mag an 15000 betragen.
Im südwestlichen Theile der Stadt liegt der mit einer Mauer um¬
gebene Pallast des Pascha, welcher aus vielen unordentlichen ne¬
ben einander liegenden Gebäuden und Höfen besteht. Oeffent-
liche Gebäude sind von Stein, Privathauser meist nur von Erde
erbaut und haben keine Fenster nach der Straße. Nur eine von
den Moskeen ist ein bedeutendes Gebäude. Von den Denkmäh¬
lern des Alterthums hat sich ein schöner Triumphbogen erhalten.
Die Straßen der Stadt sind zwar enge, aber reinlich, und es
herrscht vollkommene Sicherheit, selbst des Nachts. Für Europäer
giebt es drei von Franken unterhaltene Wirthshäuser.- Die Ge¬
gend in der unmittelbaren Nähe der Stadt ist höchst fruchtbar und
mit Gärten und Landhäusern bedeckt, weiter südlich aber beginnt
der öde Sand. — Die Küste östlich von Tripoli bis zum Meer¬
busen von Sidra ist noch hin und wieder fruchtbar, dort aber be¬
steht das ganze Ufer aus Sand, unter welchem, so wie auch in ei¬
nigen Lachen, sich schönes Salz befindet, welches einen bedeuten¬
den Handelsartikel ausmacht. — Oeftlich vom Meerbusen beginnt
die Gegend, welche man Barka nennt, ein schönes hügeliges,
zum Theil sogar bewaldetes Land, welches einst angebaut und be¬
völkert, jetzt nur noch von Beduinen-Horden durchzogen wird; es
ist die alte Provinz Kyrena > ka. Der Hauptort an der Küste ist
jetzt Bcnga si, mit einem Hafen und einigen tausend Einwoh¬
nern, die etwas Handel treiben. Der Ort liegt auf den umher
zerstreuten Trümmern der alten Berenike. Die ganze Küste
weiter östlich ist mit Trümmern alter Städte, zum Theil im ägyp¬
tischen Styl gearbeitet, bedeckt. — Das alte Kyrene selbst,
jetzt Grenne oder Kuren, lag auf einem 1500 §. hohen Kalk¬
berge einige Stunden vom Meere. Noch stehen ganze Straßen,
zum Theil in den Felsen selbst gehauen, viele Gräber, Bruchstücke
von Statuen und Säulen und unzählige Inschriften, Bäume
und Gesträuch bedecken die Ruinen. Auch weiter östlich ist noch
alles voll Ruinen bis nach Derne, einem kleinen schlechten Orte
an der Küste.
Südlich von Tripoli, und von diesem Staate abhängig, liegt
das Land Fezzan, zwischen dem 30° und 37° O. L. und dem
24° und 31 ° N. B. Es wird fast von allen Seiten von Gebirgen
umgeben, besonders im N., wo der Harutsch es von Tripoli