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gänzlich also bei der kaiserlichen Majestät beschlossen, so begehre
ich, man soll es mir fest zu wissen thun, damit ich, was meine
Gemahlin und Kinder angeht, bestellen möge." — Aber zum
Glück kam es nicht so weit. Mehrere Fürsten legten Fürsprache
ein, und so wurde ihm zwar das Leben geschenkt, aber nur
unter der sehr harten Bedingung, daß er für sich und seine
Nachkommen auf seine Kurwürde und sein Land Verzicht leistete.
Zu seinem Unterhalt erhielt er nur einige Aemter: Eisenach,
Gotha, Weimar u. s. w., aus denen nachher das jetzige Herzog¬
thum Sachsen, welches noch aus vier Linien besteht, entstanden
ist. Aber wer erhielt denn nun sein Land und seine Würde? —
Wer anders als — Moritz, und so ist es gekommen, daß die
jüngere (albertinische) Linie die Kurwürde erhielt, und noch jetzt
das Königreich besitzt. Nun erst wurde recht klar, warum Moritz
dem Kaiser gegen seinen unglücklichen Vetter geholfen hatte.
Jetzt war noch Philipp von Hessen zu züchtigen übrig.
Die Behandlung Johann Friedrichs nach der Schlacht bei Mühl¬
berg diente ihm zum warnenden Beispiel, sich lieber mit dem
Kaiser gütlich abzusinden. Dazu war dieser auch bereit, und
ließ ihm mündlich sagen, wenn er nach Halle zu ihm käme,
und Abbitte thate, so wolle er ihm verzeihen, ihn auch nicht
festhalten. Philipp biß in den sauren Apfel, und kam. Aber
wie erschrak er, als er zum Kaiser hereintrat, und ihn nicht
allein fand, sondern auf dem Throne sitzend, und vor einer
großen Versammlung. Er hatte vor Schaam in die Erde sinken
mögen. Jndeß was war zu machen? Er kniete nieder, und
sein hinter ihm knieender Kanzler mußte die Abbitte ablesen, die
in den demüthigsten Ausdrücken abgefaßt war. Das Gefühl der
Schaam entlockte dem Landgrafen ein unwillkürliches, spöttisches
Lächeln, als wenn er sagen wollte: „wenn ich nur nicht müßte!"
— Der Kaiser bemerkte es wohl, und rief, indem er drohend
den Finger emporhob: „Wol! ick soll di lachen lehren!" Doch
ließ er durch seinen Kanzler ablesen, daß er Gnade für Recht
ergehen lassen, und dem Landgrafen sein Leben, welches er ver¬
wirkt habe, schenken wollte. Jetzt erwartete Philipp, der Kaiser
werde ihm zur Versöhnung die Hand reichen, und ihn aufheben.
Da er das aber nicht that, sondern ihn immer noch knieey ließ,
stand Philipp selbst auf, und ging trotzig zur Thüre Henaus.
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