Full text: Neuer christlicher Kinderfreund

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Leben weckt, so bietet er dir: Guten Morgen! Wenn sich 
Abends dein Auge zuin erquicklichen Schlummer schließen 
Gute Nacht! Wenn du mit gesundem Appetit dich zur 
Mahlzeit setzest, sagt er: Wohl bekomm's! Wenn du eine 
Gefahr noch zur rechten Zeit entdeckst, so sagt er: Nimm 
dich in Acht, junges Kind, oder altes Kind, und 
kehre lieber wieder um! Wenn du am schönen Mai¬ 
tage in Blüthenduft und Lerchengesang spazieren gehst, und 
eS ist dir wohl, so sagt er: Sei willkommen in mei- 
nem Schloßgarten! Oder du denkst an Nichts, und eS 
wird dir auf einmal wunderlich im Herzen, und naß in den 
Augen, und denkst, ich will doch anders werden, als ich bin, 
so sagt er: Merkst du, wer bei dir ist? Oder du gehest 
an einem offenen Grabe vorbei, und eS schauert dich, so 
denkt er just nicht daran, daß du lutherisch oder reformirt 
bist, und sagt: Gelobt sei Jesus Christ! Also grüßet 
Gott Manchen, der ihm nicht antwortet und nicht dankt. 
Hldel. 
Der Welt weise und die Sonne. 
W. Du edler Stern am hohen Himmelszelt, du Herr 
und König deiner Brüder, du bist so gut gesinnt — du 
wärmest uns die Welt, und schmückst mit Blumen uns das 
Feld, und machst den Bäumen Laub, den Vögeln bunt Ge¬ 
fieder; du machst unS Gold, das Wunderding der Welt, 
den Diamant und seine Brüder; kömmst alle Morgen fröh¬ 
lich wieder, und schüttest immer Strahlen nieder — sprich, 
edler Stern am hohen Himmelszelt, wie wachsen dir die 
Strahlen wieder? wie wärmest du? wie schmückst du Wald 
und Feld? wie machst du doch in aller Welt dem Diamant 
sein Licht, dem Pfau sein schön Gefieder, wie machst du 
Gold? sprich, liebe Sonn', ich wüßl' eS gern. 
S. Weiß ich'S? Geh, frage meinen Herrn, eiaudius. 
Das Glöcklern des Glücks. 
Der König lag am Tode; da rief er seinen Sohn; er 
nahm ihn bei den Händen, und wies ihn auf den Thron: 
«Mein Sohn,» so sprach er zitternd, — «mein Sohn, den 
laß ich dir; doch nimm mit meiner Krone noch dieß mein 
Wort von mir:» 
«Du denkst dir wohl die Erde noch als ein Haus der 
Lust; mein Sohn, das ist nicht also; — sei dessen früh be¬ 
wußt! nach Eimern zahlt das Unglück, nach Tropfen zählt
	        
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