VII. Gesundheitslehre. 16 t
-bare Uebel nicht mehr weit verbreiten, indem man die
Oerter und Städte, wo die Pest herrscht, sperrt, und
alle Verbindungen mit ihnen abbricht. Eine ähnliche Pest
waren bisher die Menschenblattern, und ihr habt keinen
Begriff davon, welche Verwüstungen sie angerichtet ha¬
ben. Zn London, der Hauptstadt von England, starben
in einem Jahrhundert 152,461 Menschen an den Pocken.
Zn Berlin starben in einem Zahre 1077 Kinder an die,
ser Krankheit, und man kann sicher rechnen, daß von
zehn Kindern immer eins an dieser Krankheit starb. Und
wie schrecklich waren nicht oft die Folgen, die sie zurück¬
ließ ! Wie viele wurden durch sie entstellt, ihres Gesichts
und ihres Gehörs beraubt!
O dankt Gott, lieben Kinder, der dem menschlichen
Verstände die Kraft verliehen hat, Mittel gegen so schreck¬
liche Uebel zu finden, und freuet euch, daß in unserem
Lande weise Gesetze mit Ernst dahin arbeiten, dieses ge¬
fundene und hinlänglich bewährte Mittel allgemein anzu¬
wenden. Dieses Mittel sind
die Schuhblattern oder Kuhpocken..
Ein englischer Arzt, Namens Zenner, hat die Ent¬
deckung gemacht, daß diejenigen Menschen, die durch die
Blattern, welche die Kühe am Eurer bekommen, ange¬
steckt und einige solche Dlatterngeschwüre bekommen, nie
die Menschenpocken erhalten. Tausend und aber tausend
Versuche haben dies bestätigt, und so hört man jetzt fast
nichts mehr von der sonst so gefürchteten Dlatternpest.
Die Kinder werden, am besten wenn sie noch an der Mut¬
terbrust liegen, mit diesem Kuhpockengifte geimpft. Die
Zmpfung macht gar keine Schmerzen: es entstehen auf
der geimpften Stelle einige Pocken, und niemand stirbt
an dieser Krankheit. Da man gewöhnlich die Materie
von einem Kinde zur Zmpfung eines anderen gebraucht, so
ist es eine löbliche: und nöthige Vorsicht, dahin zu sehen,
daß bas Kind, von welchem weiter geimpft wird, übri¬
gens völlig gesund sei. Daß die Schuhblattern allerlei
andere Uebel nach sich ziehen sollen, ist ungegründet, so
wie es eine thörichte Behauptung ist, daß tue Ausrottung
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