fullscreen: Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen

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und Belgien wurden zu einem Königreich der Niederlande ver¬ 
einigt. England behielt Malta und Helgoland. In Italien 
wurden größtenteils die von Napoleon vertriebenen Fürsten 
wieder eingesetzt. Österreich erhielt die früher abgetretenen Be¬ 
sitzungen mit Ausnahme Belgiens zurück. Bayern bekam zur 
Entschädigung für Tirol und Salzburg die Rheinpfalz, auch 
wurde es ebenso wie Sachsen und Württemberg als Königreich 
anerkannt. Baden, die beiden Mecklenburg, Oldenburg, Sachsen- 
Weimar und Hessen-Darmstadt wurden zu Großherzogtümern 
erhoben. 
4. Der Deutsche Bund. Das Deutsche Reich wurde mcht 
wieder hergestellt. An seine Stelle trat der Deutsche Bund, eine 
lose Vereinigung der 39 souveränen Staaten Deutschlands; der 
König von England gehörte ihm als König von Hannover, der 
König von Holland als Großherzog von Luxemburg, der König 
von Dänemark als Herzog von Schleswig-Holstein an. Von 
Österreich gehörte nur die westliche Hälfte zum Bunde, auch 
die preußischen Provinzen Preußen und Posen standen außer¬ 
halb des Bundes. Die Vertreter der 39 Bundesstaaten traten 
in Frankfurt a. M. zum Bundestag zusammen, dessen Be¬ 
ratungen sehr schwerfällig verliefen, und der nur geringe Macht 
befaß. Österreich führte den Vorsitz. Für die Fortbildung 
der deutschen Einheit hat der Bundestag nichts ge¬ 
leistet. 
5. Der Feldzug 1815. Noch dauerten die Beratungen des 
Wiener Kongresses fort, als Napoleon Elba heimlich verließ und 
am 1. März 1815 wieder in Frankreich landete. Die Franzosen 
fielen von dem neuen König ab und die Truppen gingen mit 
ihren Generälen zu Napoleon über, der einen glänzenden Einzug 
in Paris hielt. Ludwig XVIII. flüchtete aus Paris und be¬ 
gab sich nach Gent. Aber die Verbündeten ächteten Napoleon. 
Preußen und Engländer rückten zuerst ins Feld. 
Aus belgischem Boden, bei Ligny, stieß am 16. Juni Blücher*) 1815. 
mit Napoleon zusammen und wurde geschlagen, er selbst geriet 
*) Der Feldmarschall Fürst Gebhard Lebrecht von Blücher war der 
volkstümlichste unter den Feldherren der Befreiungskriege. In Rostock geboren, 
trat er zuerst in schwedische Kriegsdienste, wurde von preußischen Husaren im 
Siebenjährigen Kriege gefangen genommen und veranlaßt, in das preußische 
Heer zu treten. Später fiel er bei Friedrich dem Großen in Ungnade und er¬ 
hielt den Abschied; erst unter Friedrich Wilhelm II. trat er wieder als Major 
in sein altes Regiment ein. 1806 war er einer der wenigen, welche die Ehre 
des Heeres retteten. Schon damals hatte ihm Scharnhorst gesagt: „Sie find 
unser Anführer und Held, und müßten Sie uns in der Sänfte vor- und nach¬ 
getragen werden." Seine größten Heldentaten verrichtete er in den Befreiungs¬ 
kriegen. Er siegte an der Katzbach, trug zum Siege bei Leipzig wesentlich bei. 
drang in Frankreich ein, nahm aber am ersten Einzuge in Paris nicht teil.
	        
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