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Wilhelm Vollring.
Und fleht den Kugeltanz mit an,
Als ftänd' er an der Kegelbahn.
Doch, da zu ftehn und nur zu gaffen,
Wie litt' das sein Soldatenblut?
Zu helfen im Kampfe, verlangt sein Muth!
Er seufzt, doch seufzt er umsonst nach Waffen,
Denn von dem bärtigen Krieger verlacht
Wird nur der Bub' in' der Schustertracht.
Weh! an den donnernden Kanonen
Wird mancher Tapfere hingestreckt!
Der Wilhelm sieht es, unerschreckt.
Und trägt, um dafür den Feind zu lohnen,
Mit frommer, tapferer Seelenruh,
Den Kanoniren die Kugeln zu.
So hilft er kämpfen, unverdrossen,
Obgleich er noch keine Waffen trägt; ^
Und immer muthig das Herz ihm schlägt.
Ob auch, aus feindlichen Geschossen,
Granat' und Kartätsche voll Ungestüm
Einschlagen um und neben ihm.
Da fliegt — ganz nahe — mit lautem Krachen
Ein Pulverwagen in die Luft
Und mehrt die Ernte der Todtengruft.
Der Wilhelm lässt sich nicht irre machen,
Ob Mancher auch bebt; und Niemand lacht
Des Buben mehr in der Schustertracht.
Auf jedem Schritt ist blut'ger Jammer,
Auf jedem droht ihm blut'ges Geschick;
Doch hundertmal geht er hin und zurück
Den gefährlichen Gang zum Eisenhammer,
Ein frommer, gläubiger Fridolin,
Den Engel mit schützenden Schilden umziehn.
Der Kampf wird heißer mit jeder Minute,
In Flammen steht die geängstete Stadt,
Die jüngst so fröhlich gejauchzt noch hat.
Doch Wilhelm, mit unerfchüttertem Muthe,
Den Ausgang Gott anheim gestellt,
Sich immer treu zu den Kämpfern halt.