272 
in schöner Gegend, ist aber zugleich der Mittelpunkt für die 
Dampfschifffahrt auf dem Ober- und Niederrhein, sowie auf dem 
Main, welche von den Reisenden vielfältig benutzt wird, um die 
schönen Aussichten an beiden Flüssen zu gemessen. Auch liegt 
Mainz mitten in dem Bezirke, wo die Rheinweine wachsen, auf 
der einen Seite das Rheingau, auf der anderen die Pfalz. Natür¬ 
lich also, dass von hier aus viele Versendungen von Wein gemacht 
werden. Auf einem freien Platze der Stadt steht das Standbild 
des Johann Gutenberg, eines gebornen Mainzers, welcher vor 
400 Jahren die Buchdruckerkunst erfand. Mit Recht hat man 
sein Andenken geehrt, denn ohne seine Erfindung würden wir 
noch in der Barbarei leben, wie alle Völker, welche keine oder 
wenige Bücher besitzen. Am wichtigsten ist jedoch die Stadt 
Mainz als Bundesfestung. Um nämlich im Falle eines Krieges 
mit Frankreich die Franzosen am Rhein aufzuhalten und das 
Innere von Deutschland zu schützen, hat der deutsche Bund die 
Festungen Luxemburg, Mainz und Landau für gemeinschaftlich 
erklärt, und Mainz ist nicht von hessischen, sondern von zahl¬ 
reichen östreichischen und preussischen Truppen zu gleichen Thei¬ 
len besetzt, und der Oberbefehlshaber (Gouverneur) wird von 
Östreich und Preussen abwechselnd ernannt. Man baut jetzt noch 
zwei andere Bundesfestungen: Rastatt in Baden und Ulm in Wür¬ 
ttemberg , Mainz wird aber immer eine der stärksten und wich¬ 
tigsten bleiben. 
Die kleine Landgrafschaft Hessen-Homburg würde 
vielleicht kein selbstständiger Staat mehr sein, wenn die Prinzen 
der regierenden Familie sich bei der Befreiung Deutschlands 
von der Herrschaft der Franzosen nicht so ausgezeichnet hätten. 
Das merkwürdigste in dem Lande ist das vortreffliche Mineral¬ 
bad zu Homburg, wo sich zahlreiche Fremde sammeln, um durch 
den Gebrauch des Gesundbrunnens und den Aufenthalt in der 
schönen Umgebung am Fusse des Taunus ihre Gesundheit zu 
stärken. Schade, dass das schlimme Glücksspiel dort auch seinen 
Sitz aufgeschlagen hat! 
77. Rodenftein. 
Die kegelförmigen Berge des Odenwaldes tragen zum Theile 
Ruinen alter Burgen auf ihren Häuptern. Manche derselben dienen 
noch jetzt zur Verschönerung der Umgegend; andere sind so sehr zer¬ 
fallen, daß sie aus der Ferne nicht mehr sichtbar sind. Allein die 
Volkösagen, welche sich an diese Reste einer längst verschwundenen 
Zeit knüpfen, machen sie immer noch interessant für Einheimische und 
Fremde. 
Zu den wichtigsten dieser verfallenen Schlösser gehören Schnellerts 
und Rodenstein, beide an dem Flüßchen Gersprenz fast 2 Stunden von 
einander gelegen. Dort haus't der Volkssage nach als Spukgeist der 
Ritter von Rodenstein. Bei herannahendem Kriege zieht derselbe mit 
seinem wilden Heere von Burg Schnellerts aus durch das Thal hindurch, 
ohne sich durch die im Wege liegenden Dörfer aufhalten zu lassen und kehrt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.