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Da weinte die Mutter bitterlich, und sagte: Ach, die
Pflege eines kranken Kindes hat allen meinen Verdienst
verzehrt, und meine Arbeit gehindert. Und die Kinder
flehten mit der Mutter, sie nicht zu verstoßen.
Aber Chryses wandte sich hinweg von ihnen, und ging
in sein Gartenhaus, und legte sich auf den Polster, um
da zu ruhen, wie er pflegte. Es war aber ein schwü¬
ler Tag, und dicht am Gartensaal floß ein Strom, der
verbreitete Kühlung, und es war eine Stille, daß kein
Lüftchen sich regte.
Da hörte Chryses das Gelispel des Schilfs am User,
aber es tönte ihm gleich dem Gewinsel der Kinder der
armen Witwe, und er ward unruhig auf seinem Polster.
Darnach horchte er auf das Rauschen des Stro¬
mes, und es däuchte ihm, als ruht' er am Gestade eines
unendlichen Meeres, und er wälzte sich auf seinem Pfühl.
Als er nun wieder horchte, erscholl aus der Ferne der
Donner eines aufsteigenden Gewitters; da war ihm als
vernähme er die Stimme des Gerichts.
Nun stand er plötzlich auf, eilte nach Hause, und
gebot seinen Knechten, der armen Witwe das Haus zu
öffnen. Aber sie war war sammt ihren Kindern in den
Wald gegangen, und nirgend zu finden. Unterdeß war
das Wetter herauf gezogen und es donnerte, und fiel ein
gewaltiger Regen. Chryses aber war voll Unmuths und
wandelte umher.
Am andern Tage vernahm Chryses, das kranke Kind
sei im Walde gestorben, und die Mutter mit den andern
hinweggezogen. 'Da ward ihm sein Garten, sammt dem
Saal und Polster zuwider, und er genoß nicht mehr der
Kühlung des rauschenden Stromes.
Bald darauf fiel Chryses in eine Krankheit, und im¬
mer in der Hitze des Fiebers vernahm er des Schilfes
Gelflpel und den rauschenden Strom und das dumpfe To¬
sen des aufsteigenden Wetters. Also verschied er.
69. Die Schule. (46.)
Hurtig, Kinder, geschwind, geschwind, daß ihr zur