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Geschichte.
Blutsverwandten und Herden über den Euphrat westwärts nach Kanaan.
Er wurde von den Eingebornen Eber, d. h. der Mann von jenseits, und
sein Volk Ebräer genannt. Durch seinen Sohn Isaak und dessen Sohn
Jakob (der den Beinamen Israel führte) ward er Stammvater des is¬
raelitischen Volkes. Hungersnot führte den Jakob mit seinen Söhnen
nach Aegypten, wo diesen ihr Bruder Joseph, des Königs Großvezier,
im Lande Gosen nährende Triften einräumte. Nach Jakobs Sohn Juda,
der vorzüglich mit Nachkommen gesegnet war, wurden sie bald alle Juden
geheißen. Die Aegypter drückten aber die verhassten ausländischen Hirten,
bis Moses, der wunderbar gerettete, mit hoher Einsicht und Kraft be¬
gabte Mann, sein zahlreich gewordenes Volk ausführte. Absichtlich zog
er 40 Jahre lang durch die kurze Strecke von Nordarabien, um die knech¬
tisch gesinnten, feigen und doch zügellosen Alten aussterben zu lassen, oder
des Götzendienstes und der Fleischtöpfe Ägyptens zu entwöhnen. In der
Wüste erzog er eine kräftige, an Ordnung und Gesetz gewöhnte Jngend,
die er durch seine 10 Gebote und den Glauben an Einen Gott — Jehova
— veredelte unb zur Eroberung des verheißenen Landes Kanaan stählte.
Moses sah das Land vor seinen Blicken liegen und starb, eh' es sein Fuß
betreten.
§.11. Josua führte 6 Jahre einen Vertilgungskrieg mit den Ka¬
naanitern und duldete endlich die Ueberlebenden gegen harten Zins im
Lande. Oft fielen die Juden von Jehova ab und verehrten die Götzen ihrer
Besiegten. Oft bekriegten sie sich selbst, und die Nachbarn benutzten ihre
Uneinigkeit, sie dienstbar zu machen. Nur wenn sie sich von den Propheten
zur Eintracht und zu ihrem Nationalgott hatten zurückführen lassen, da
waren sie unter selbst gewählten Führern („Richtern") stark und siegreich.
So demütigte Gideon die Midianiter, Simson war der Schreck der Phi¬
lister, Jephtha schlug die Ammoniter. Oberhaupt des in 12 Stämme
getheilten Volkes rind Vermittler bei dem unsichtbaren König Jehova blieb
der Hohepriester, bis Samuel als Hohepriester dem Verlangen des
Volkes nach einem sichtbaren König willfahren musste.
8. 12. Da ward Saul König. Aber die Priester wollten gern in
seinem Namen fortregieren, und er nicht bloß ein König heißen. Da salb¬
ten sie insgeheim den David zum Gegenkönig. Ihn schützte sein treuer
Freund Jonathan, der Sohn Saul's, vor dessen Verfolgung. Die Prie¬
ster hatten den Bürgerkrieg erregt und der Einfall der Philister die Not ge¬
steigert. Der besiegte König, der 3 seiner Kinder fallen sah, stürzte sich in
sein Schwert. — König David, der, so klein er war, den Riesen Goliath
erschlagen, überwand von Aegypten bis an den Euphrat und die arme¬
nischen Berge alle feindseligen Nachbarn. Jerusalem ward groß und
prächtig; auf dem Hügel Zion erhob sich Davids Burg, und Israels
Macht war nie so gewaltig, wie unter diesem König. Er, ein Held in der
Schlacht, stimmte auch zur Harfe die ergreifendsten Gesänge an, und noch
immer erbauen sich edle Herzen an seinen Psalmen. Doch auch ihn ver¬
führte die Sinnlichkeit und Leidenschaft zu manchem Fehltritt und Verbre¬
chen. Davids Löß als König und Hausvater war oft nicht beneidenswertst.