Full text: Deutsches Lesebuch für die oberen Abtheilungen ein- und mehrklassiger Elementarschulen in der Stadt und auf dem Lande

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Strömung des Meeres. 
Die bekannteste und merkwürdigste Strömung des Meeres ist diejenige, die 
in dem atlantischen und in dem stillen Meere zwischen den Wendekreisen Statt 
findet, und welche man deshalb die Requatorströmung genannt hat. Ihre Richtung 
geht von Osten nach Westen; im atlantischen Meere also, von der Westküste von 
Afrika nach der Ostküste von Brasilien. Ihre Geschwindigkeit ist so groß, daß 
ein Schiff, welches bloß der Aequatvrströmung folgte, in einem Tage doch immer 
noch zehn Seemeilen zurükklegen würde. 
Woher denn diese gewaltige-Strömung? Gewiß von den Passatwinden, die 
zwischen den Wendekreisen beständig von Südost und Nordost her wehen; die treiben 
die Wogen und mit ihnen die Schiffe immerfort gegen Nordwest oder Südwest. — 
Die Hauptsache aber ist der tägliche Umschwung der Erde von Westen nach Osten; 
der bringt die Passatwinde hervor und auch die Strömungen des Meeres in der 
Nähe des AeguatorS. 
Die Aeguatorströmung im atlantischen Meere bricht sich an der Ostküste 
von Amerika, und eS entstehen hier zwei rükkwärtS gehende Strömungen; die 
eine geht südlich nach dem Kap Horn, die andere nördlich nach der Küste von 
Mcriko. Von da wendet sie sich weiter ostwärts und bildet den Golfstrom, dessen 
Gewässer sich durch eine schöne blaue Farbe und durch größere Wärme vor dem 
übrigen Meerwasser auszeichnen. Weiterhin theilt sich der Golfstrom in mehrere 
Arme, und zuletzt gelangen seine Fluthen auf mehreren - Umwegen nach der 
Westküste von Afrika zurükk. 
Die Zonen. 
Die Erde dreht sich iit 24 Stunden ein Mal von Westen nach Osten um 
sich selbst. Es kommt aber jedem Menschen so vor, als stehe die Erde unbe¬ 
weglich, und es drehe sich die Sonne von Osten nach Westen um die Erde; 
denn kommt sie nicht früh am Morgenhimmel zum Vorschein, und verschwindet 
sie nicht am Abend hinter den Bergen, die den Abcndhimmel begrenzen? 
ES wird Einem schwer, an die Umdrehung der Erde zu glauben, weil von 
der Bewegung der Erde doch gar Nichts zu merken ist, und weil man doch 
deutlich zu sehen glaubt, wie Sonne, Mond und Sterne sich von Morgen gegen 
Abend um die Erde drehen. Aber in solchen Dingen kann der Schein leicht 
trügen. DaS Leben giebt ja mancherlei Beispiele hierzu. I. B. Man sitzt in 
einem Kahne, der sanft übers Wasser gleitet, und sieht nur auf die am Ufer 
stehenden Bäume, Häuser u. s. w.; ist es da nicht Jedem, als liefen die Bäume, 
Häuser u. s. w. vorüber? Gerade so ist eS auch mit der Umdrehung der Erde; 
sie ist nicht zu merken, weil sie vollkommen gleichförmig und ohne Anstoß 
geschieht, und deshalb glaubt Jeder, es drehe sich der ganze Himmel mit Sonne, 
Mond und allen Sternen i» 24 Stunden um unsere kleine Erde herum. 
Wenn eine Kugel sich in immer gleicher Richtung umdreht, so bleibt nur 
die Are, d. i. die Umdrehungslinie der Kugel, in beständiger Ruhe; alle andern
	        
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