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bis 4 Fuß einnimmt und unter dein Namen des Geldbrcnnens be¬
kannt ist. Auch sie verdankt ihre Entstehung dem Phosphor-Wasser¬
stoffgase. Unwissende, die sie erblicken, glauben allen Ernstes, es
brenne Geld, und erzählen wohl auch, gewisse Leute besäßen, wo¬
fern sie anders ihren rechten Schuh oder irgend einen andern Körper
auf die wunderbare Stelle schweigend hinschleuderten, die Kunst, den
Schatz in die Höhe zu bringen. Gerathen dergleichen Menschen sol¬
chen Leuten, die sich für Schatzgräber ausgeben, in die Hände, so
werden sie gewöhnlich noch um ihr weniges Geld, das sie sich viel¬
leicht mühsam erworben haben, arg geprellt. Von einer Erhebung
des eingebildeten Schatzes ist natürlich nicht die Rede. I. ®. Fischer.
9. Von -er Aebnng des Verstandes.
190. Der Mensch ist auf dein ganzen Erdboden daS einzige
Geschöpf, das Vernunft hat; dadurch erhebt er sich und herrscht er
üher alle übrigen Kreaturen nach der Einrichtung Gottes. Und wir
sollten nicht dieses ausschließliche unschätzbare Geschenk der Gott¬
heit, unsere Vernunft, heilig halten, ausbilden und zu erhöhen
suchen? Nur durch Vernunft erkennen wir Gott, seine Ordnung
und feine Gesetze; nur durch Vernunft überzeugen wir uns von unsern
Pflichten, ihrer Nothwendigkeit und Unverbrüchlichkeit; nur durch
Vernunft sehen wir den Weg zu unserer wahren Glückseligkeit.
Verstand und Vernunft hat noch überall den größten Werth, auch
dann, wenn man oft keinen Gebrauch davon macht. Wenn man im
gemeinen Leben sagt, er ist ein reicher Mann, ein vornehmer Mann,
eip mächtiger Mann: so sind wir dabei ziemlich gleichgültig, oder
wix fürchten uns, weil wir nicht wissen, was noch folgen wird.
Wenn man aber sagt, er ist ein verständiger, vernünftiger Mann,
so haben wir gleich Achtung und Zutrauen, denn wir schließen mit
Recht, ein vernünftiger Mann könne nicht schlimm sein. Nur Ver¬
stand und Vernunft macht den Menschen wahrhaft zum Menschen,
afles andere ist Zufall und hat dagegen keinen großen Werth. Hal¬
ten wix nicht mit Wahrheit diejenigen für die Allerelendesten und
Unglücklichsten, die ihre Vernunft verloren haben? „Und wenn ein
Mensch in der Würde sitzt," sagt der Sittcnlehrer Sirach sehr nach-
dxücklich, „und hat keinen Verstand, so ist er wie ein Thier." Es ist
desto trauriger, wenn ein Mann, der eine Würde hat, nicht ver¬
ständig ist, da er es vorzüglich sein soll, da er mit für andere den¬
ken und rathen und ihnen helfen soll. Sirach spricht also nicht um¬
sonst so stark.
Wir sollen demnach unsern Verstand, so viel wir können, zu bilden
suchen durch Unterricht, durch Nachdenken, durch Ausinerksawkeit auf
alles, durch Umgang, durch gute Bücher, wenn wir Gelegenheit haben.