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Vom Flachsbau.
Wenn man den Flachsbau gut versteht und ordentlich
betreibt, so kann er bald sehr einträglich werden; denn der
Flachs ist eine gangbare Waare, und in jeder Haushaltung
nothwendig. Der Flachsbau schadet dem Getreidebau nicht,
sondern ist demselben sogar zuträglich. In den Kleestoppeln
nnd auf den Aeckern, auf denen im vorgehenden Jahre Kar¬
toffeln oder andere Früchte gebaut wurden, welche öfters be¬
hackt worden stnd, gedeiht der Lein wegen der Lockerkeit des
Bodens sehr gut. Kaltes feuchtes und thonichteS Land kann
er nicht ertragen. Die Güte des Leins hängt großen Theils
von der Güte des Saamenö ab. Kennzeichen eines guten
Saamens stnd seine Farbe, Größe, Gewicht und Geruch.
Er muß glänzend braun aussehen, grobkörnig und schwer
seyn, und keinen dumpfigen Geruch haben. Der Saamen
sollte öfters gewechselt werden. Der zwei-oder dreijährige
Saamen ist der beste; wenn er älter wird, verdirbt er leicht.
Zur Veredlung des Leins trägt sehr viel bei, wenn man fich
aus Gegenden, welche wegen ihres guten Flachsbaus be¬
kannt sind, Saamen anschafft.
Die beste Saatzeit kann nicht bestimmt werden, weit
diese von der Witterung und andern Umständen abhängt.
Man säe fie aber, wenn man will, so ist es vorteilhaft, den
Acker nach der Saatfahre einige Tage fich sehen zu lassen,
ehe man den Saamen dahin bringt. Den Lein säe man dick;
der Flachs wird besser und feiner. Er muß vom Unkraut rein
gehalten werden. Will man nicht auf die Güte des Leinsaa-
menö sehen, so muß man ihn ausziehen, sobald die Stengel
gelb werden und sich abschälen lassen; denn der Flachs wird
dann viel feiner und besser; dagegen ist aber der Saamen
nicht so gut, weil er nicht gehörig reif ist. Je reifer man
den Leinsaamen werden läßt, desto mehr verliert der Flachs
an seiner Güte. Wenn der Flachs gezogen ist, wird er ge¬
riffelt. Nach diesem wird er entweder auf dem Felde, auf
Wiesen oder im Wasser geröstet. Spreitet man ihn auf
die Felder oder Wiesen, so läßt man ihn so lange liegen, bis
ec sich brechen läßt. Es kommt hier auf die Witterung an;
daher kann nicht bestimmt werden, wie lange er liegen blei-