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VII. Deutschland. Oestreich.
lich gesorgt. — Unter den Künsten ist die Musik die einzige, welche
hier von jeher Bewunderung und Liebe gefunden.; Haydn und Mo-,
zart haben den größten Theil ihres Lebens in Wien zugebracht;
aber kein Denkmahl bezeichnet ihr Grab. Essen und Trinken,
Tanzen, Spatzieren und Schauen sind die Hauptfreuden des gut¬
müthigen und sanften, aber etwas wägen Wiener Volkes. —
Wien liegt in einer vortrefflich angebauten und durch Abwechselung
von Berg, Ebene und Wasser sehr angenehmen. Gegend. Das
Klima ist zwar im Allgemeinen mild, doch häufigen und sehr em¬
pfindlichen Abwechselungen der Temperatur ausgesetzt, wozu die
Nachbarschaft der Karpathen, von welchen oft mitten im Sommer
eisige Ostwinde herwehen, wohl das meiste beiträgt. Was die
Gegend vorzüglich schön macht, ist, nächst der Donau und ihren
reizenden Inseln, ein kleiner Gebirgsrücken iÄt Wald und Reben
bedeckt, welcher in geringer Entfernung von der Stadt sich am
Donauufer erhebt und von NO. nach SW. hinstreicht; es ist ein
Theil des sogenannten Wiener-Waldes und wird der Kahlen-
auch Kaltenberg genannt. Der äußerste, der Donau zunächst
liegende Berg heißt der Leopoldsberg, er liegt steil über der
Donau und ist an 3 Seiten mit Roben, gegen Westen mit Buchen
besetzt. Oben liegt ein Schloß und ein Wirthshaus', von welchen
man der herrlichsten Aussicht genießt. Ihm zunächst nur durch eine
Schlucht davon getrennt, der eigentliche Kahlenberg, an dessen
Fuß die ergiebigsten und besten Weinberge Oestreichs liegen. Den
äußersten östlichen Punkt dieses Gebirgsrückens macht der Galizin-
berg, von einem Fürsten so genannt, welcher hier ein niedliches
Landhaus und mancherlei Gartenpartieen angelegt hat.
Zu den anmuthigften Punkten um Wien gehören ganz vorzüg¬
lich die beiden kaiserlichenLuftschlösser Sch ö n brunn und Laxen¬
burg. Schönbrunn, V» Stunde von Wien, im SW. in ei¬
nem Thäte dicht an der Wien. Das Schloß selbst ist groß, aber
nicht architektonisch bedeutend, desto reizender sind seine weitläufti-
gen Gartenanlagen; der hiesige botanische Garten gehört zu den
ersten in Europa; auch die Menagerie ist ansehnlich. Eben so stark
als Schönbrunn selbst werden die nahe gelegenen Dörfer Gu m-
pendorf, Maria Hitzing, Meidling u. a. von den Wie¬
nern besucht. Laxenburg, der gewöhnliche Sommeraufenthalt
der kaiser!. Familie, liegt in einer schönen Ebene 2 kleine! Meilen
von Wien im S. Das Schloß ist einfach und der Garten überaus
lieblich. In demselben befindet sich die in Erz gegossene Reitersta¬
tue Josephs II., ein kleines Modell der großen auf dem Josephs¬
platze, und die neu erbaute gothische Franzenburg, eine Samm¬
lung Alterthümer ganz eigenthümlicher Art, indem nicht allein die
Meubles, Gemälde, Geräthe, Waffen und andere Verzierungen'
der verschiedenen Zimmer wirkliche Alterthümer sind, sondern selbst
ein großer Theil der Steine und Verzierungen der Mauern desGe-
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