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licher Aufenthalt ist aber unter der Erde; er lebt von Moder¬
erde, aber er greift auch zarte Pflanzenwurzeln an, so daß
schwache Pflanzen verwelken müssen. Welke Blätter und klein-
Pflanzen zieht er unter den Boden und frißt sie. Der Maul¬
wurf ist sein größter Feind; dieser gräbt ihm unter dem Bo¬
den nach und verschlingt täglich Dutzende. Die meisten größe¬
ren Vögel fressen die Regenwürmer gerne, und in China ma¬
chen die Leute sogar eine Speise aus den Negenwürmern und
finden sie leckerhaft. Der Regenwurm legt Eier, wie die an¬
deren Würmer. Man sagt, wenn man einen Regenwurm zer¬
schneide , so wachse der Theil, an welchem der Kopf ist, wie¬
der nach; man muß ihn also mehrfach zertheilen, wenn man
ihn beim Umgraben der Gartenbete findet und nicht den Hüh¬
nern und Enten vorwerfen kann. Sicherer aber und weniger
grausam ist es, wenn man die ausgegrabenen Würmer in
einen alten Topf legt und dann die ganze Gesellschaft in das
Wasser wirft, wo sie lebendig oder ertränkt von den Fischen
gierig gefressen werden.
37. Die Perlmuscheln.
Die meisten Perlmuscheln werden an der Küste der Insel Ceylon
in Ostindien gefunden. Um sie aus der Tiefe des Meeres herauf¬
zuholen, bedient man sich der Taucher. Das Geschäft dieser Men¬
schen ist äußerst anstrengend und gefährlich. Wenn der Taucher
im Begriff ist, sich hinabzulasien, so faßt er das Seil, an welchem
ein Stein gebunden ist, mit den Zehen seines rechten Fußes, und
mit den Zehen seines linken Fußes hält er seinen Sack mit Netz¬
werk fest. Es ist nämlich hiebei zu bemerken, daß alle Indianer
gewohnt sind, sich der Zehen zum Arbeiten und Festhalten fast
ebenso zu bedienen, wie der Finger, und die Macht der Gewohn¬
heit und Uebung ist so stark, daß sie auch das allerkleinste Ding
mit den Zehen ebenso schnell vom Boden aufheben können, als die
Europäer mit den Fingern. Hat der Taucher Seil und Netzsack
mit den Zehen gefaßt, so ergreift er mit der rechten Hand ein
anderes Seil, hält mit der linken die Nasenlöcher zu und springt
in das Meer hinab. Da ihn der Stein hinabzieht, so kommt er
schnell auf den Boden. Hier hängt er sich den Sack von Netzwerk
um den Hals, und so sammelt er nun in möglichster Geschwindig¬
keit so viele Muscheln ein, als er nur zusammenbringen kann.
Dies dauert gewöhnlich 2 Minuten. Hierauf gibt er seinen Ka¬
meraden, die sich im Boote befinden, ein Zeichen durch das An-