Full text: Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen

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werden auf mancherlei Weise benutzt, und der sogenannte Pfan¬ 
nenstein dient wenigstens als Düngmittel. 
Wo es in Küstenländern an Brennmaterial nicht fehlt, wird 
das Seewasser ganz wie Soole behandelt, sonst läßt man dasselbe 
zur Salzbereitung auch in dazu gegrabenen Teichen an der Sonne 
verdunsten oder im Winter ausfrieren. Beide Bereitungsarten 
kommen jedoch in Deutschland nicht zur Anwendung , weil die Nord- 
und Ostsee einen sehr geringen, und die Haffe in Pommern und 
Preußen gar keinen Salzgehalt haben, und weil es in keiner Ge¬ 
gend unseres weiteren Vaterlandes an reichen Salzquellen mangelt. 
Die ergiebigsten Salinen sind zu Lüneburg in Hannover, zu 
Wimpfen in Schwaben, zu Hall in Tyrol, zu Ha klein im 
österreichischen Salzkammergut, im preußischen Staate zu Halle, 
wo die stärkste Soole vorkommt, und zu Schönebeck, wo die 
reichlichste sich findet, wo auch Glaubersalz und Bittersalz gewon¬ 
nen wird. 
55 Das Salzbergwerk zu Wieliczka. 
Unter der Stadt Wieliczka hat der Herr der Natur, weit 
und tief in den Grund hinein, ungeheure Vorräthe von Stein- 
salz geschaffen, welches die Menschen mit unsäglicher Mühe 
herausholen. Dadurch ist die ganze Stadt und die ganze Gei¬ 
gend umher untergraben und unterwölbt. Gegenwärtig sind 
schon sünf Lagen Gewölbe über einander, welche zusammen 
615 Ellen tief reichen. Seitwärts erstrecken sich die Höhlun¬ 
gen von Norden gegen Süden fünf tausend fünf hundert Ellen 
weit, und von Osten gegen Westen zwei tausend Ellen. Manche 
Höhlungen sind so geräumig, daß ansehnliche Kirchen darin 
stehen und ganze Regimenter Soldaten darin ererziren könnten. 
Dort in der grausigen Tiefe sind ordentliche Straßen, Maga¬ 
zine, Werkstätten, besonders für Büttner, Ställe für Pferde, 
Wohnungen für Menschen, Kapellen — alles von Salz. Von 
Salz sind auch die ä^aunenswürdigen Säulen, welche die 
Gewölbe tragen. Hunderte von Menschen sind dort in man¬ 
cherlei Weise geschäftig beim Lampenschein, der an den Salz¬ 
wänden wiederschimmert. 
Gegen siebenhundert tausend Zentner Salz werden jährlich 
hinauf an's Tageslicht geschafft, und doch ist unten weder in 
der Tiefe, noch nach den Seiten hin eine bedeutende Abnahme 
des Vorraths zu merken. Es scheint derselbe unerschöpflich 
zu sein. 
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