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HerzogthumMecklenburg-Strelitz geworden. Der Grossherzog von Strelitz
führt als Zweig der Stammlinie Mecklenburg das ganze mecklenburgische
Wappen und alle Titel mit dem Grossherzog von Schwerin gemeinschaftlich.
5. In der Mitte des Ganzen ist ein quer getheilter Schild oben
roth, unten golden, wegen der Grafschaft Schwerin.
Als Heinrich der Löwe Mecklenburg erobert hatte , nahm er ein
Stück Land und errichtete aus demselben eine Grafschaft, über welche
er seinen tapferen Kitter Gunz e 1 in von Hagen als regierenden Herrn
setzte. Die neue Herrschaft erhielt ihren Namen nach der von Heinrich
erbauten Stadt Schwerin und umfasste ausser dem genannten Orte (der
jetzigen Altstadt) den westlichen Landestheil von Crivitz und Neustadt
bis Boizenburg hin. Auch gehörten grosse Strecken im Lüneburgischen
und Bremenschen dazu. Das Haus der Grafen zu Schwerin starb 1358
aus. Ihr Land fiel, so weit es rechts von der Elbe lag, an Mecklenburg.
Die im Hannoverschen liegenden Besitzungen gingen verloren.
6. Links vom Mittelschilde steht im rothen Felde ein silbernes
Kreuz mit'goldener Krone wegen des Fürstenthums Ratzeburg.
Im Jahre 1051 setzte Gottschalk einen Bischof nach Ratzeburg, der
für die Christen im westlichen Mecklenburg Sorge tragen sollte. Wenige
Jahre darauf brach eine grosse Christenverfolgung aus, in welcher Gott¬
schalk ermordet wurde. Der Bischof von Ratzeburg entging nur mit
genauer Noth dem Tode. Über achtzig Jahre lang lag der Bischofssitz
wüste. Heinrich der Löwe richtete ihn wieder aut und beschenkte ihn
reichlich. Das Bisthum bestand bis 1648. Im westfälischen Frieden
wurde es in ein Fürstenthum umgewandelt. Als solches erhielten es die
Herzoge von Mecklenburg zum Ersatz für die im dreissigjährigen Kriege
erlittenen Verluste überwiesen. Das bischöfliche Wappen wurde nun
abgeschafft und das jetzige willkürlich zusammengestellt.
7. Rechts vom Mittelschild findet sich im blauen Felde ein golde¬
ner Greif, der auf grünem Plane mit silberner Einfassung steht, wegen
des F ii rstenthums 8 ch w e r i n.
In demselben Jahre, als Heinrich der Löwe Ratzeburg wieder auf¬
richtete, setzte er auch einen Bischof nach dem alten ob (Kritischen Orte
Mecklenburg. Der zweite Bischof, Lerne, derselbe, der den Fürsten
Pribislav taufte , siedelte nach Schwerin über. Die folgenden Bischöfe
pflegten in Bützow zu re sichren. Zum Stiftslande gehörte die Neustadt
Schwerin oder die Schelf und alles Land von da an bis nach Bützow
hin. Im Jahre 1648 fiel es in derselben Weise wie das Stift Ratzeburg
an Mecklenburg. Das bischöfliche Wappen wurde abgeschafft. Als
Zeichen für das neue Fürstenthum wählte man das alte Sinnbild der
Slaven, den Greif, stellte ihn aber auf einen grünen Plan, um ihn von
dem Wappen der Herrschaft Rostock zu unterscheiden.
Nimmt man zu dem Gesagten noch hinzu , dass 1815 die Herzoge
von Mecklenburg die grossherzogliche Würde annahmen , so wird der
Titel unserer Landesherrn klar sein: „Grossherzog von Mecklenburg,
Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin,'der
Lande Rostock und Stargard Herr.“
78. Wie die französische Mevolntion vorbereitet
worden ist.
Das schrecklichste und folgenreichste Ereigniß, welches zu Ende des vori¬
gen Jahrhunderts die Völker Europas mit Entsetzen erfüllte, war die fran¬
zösische Revolution. „Du erntest, wo du nicht gesäet hast," sprach jener