Full text: Von Alexander d. Gr. bis Christus (Bd. 3)

236 Siebenter Zeitraum. 
und Unzucht. Konnte eine solche Religion Sittlichkeit wir⸗ 
len? Die Heidengötter haben keine Liebe, und darum auch 
die Menschen nicht. 
So sehen wir denn, daß die Sclaverei überall gebilligt, 
ja gesetzmäßig ug wird; daß man im Sclaven nicht 
den Bruder und Menschen achtet, sondern ihn behandelt, 
wie ein Thier, ihn gebraucht, wie ein todtes Werkzeug; und 
es ist wahrlich keine geringe Anzahl, welcher dieses traurige 
Loos zu Theile wird; gerade in den Ländern, welche man 
als die freiesten der Welt anzusehen gewohnt ist, in Grie— 
chenland und in Italien, finden wir unendlich mehr Scla— 
ven, als freie Bürger. Nicht viel besser wurden die Frauen, 
die Hälfte des Menschengeschlechts, gehalten. Erst das Chri⸗ 
stenthüm gab ihnen die vom Schöpfer verliehenen Menschen— 
rechte zurück. Mit seinem Geiste ist Sclaverei nicht verein— 
bar; viel that's bereits für deren wenn ihm 
auch, dem Eigennutze gegenüber, die gänzliche Verdrängung 
derselben noch nicht gelungen ist. Jedenfalls sind die Scla— 
ven der Neuzeit mit denen des Alterthums weder in Hin— 
sicht der Anzahl noch der Behandlung zu vergleichen. Kann 
aber ein Zustand glücklich gepriesen werden, in welchem die 
Mehrheit der Menschen des Lebens nicht froh zu werden 
vermag, in welchem sie der besten Lebensgüter zu entbehren 
gezwungen ist? — Hierzu kommt noch das Aussetzen der 
Kinder, welches bei manchen heidnischen Völkern üblich war, 
und gegenwärtig noch in China geschieht. — Aus dem Man— 
gel der Liebe, dieses schönsten Kleinods der christlichen Re— 
ligion, dieses Erbstückes ihres Stifters, läßt sich auch die 
Grausamkeit erklären, mit welcher die heidnischen Völler 
Krieg führten, und die Besiegten mißhandelten. Des Bren— 
nus Schwert wird auf die Wage der Gerechtigkeit gewor— 
fen, und muß den Ausschlag geben. Die Sieger verlassen 
die eroberte Gegend häufig als Wüste, die Städte als Aschen— 
haufen, die Bewohner als Leichen, wenn sie es nicht vor— 
ziehen, die Unterjochten als Sclaven, als Waare, mitzuschlep⸗ 
pen. Im besten Falle fordert der Sieger nur des Ünglück— 
lichen Habe. „So war die Sitte aller alten Völker — sagt 
Stolberg in seiner e e „ ehe sie sich bestehen⸗ 
den Verfassungen und Gesetzen unterwarfen; ja selbst diese
	        
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