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Land an die Reihe, welches zu feucht für den Ackerbau ist; das Moor 
und die Sümpfe werden ausgetrocknet, das Wasser von den nassen Wiesen 
abgeleitet, die Flußbetten beschränkt, oder neue gebildet. Selbst das Meer 
wird nicht geschont; man sichert nicht allein durch Dämme die Küsten, 
sondern man dämmt auch Meerbusen ein, wandelt den Meeresboden zu¬ 
erst in Wiesen, später in Aecker um. 
Aber es sind nicht allein die eigenen Gewächse des Landes, von 
denen man einigen das Privilegium ertheilt, die Oberfläche der Erde zu 
bedecken, man bringt auch viele fremde Gewächse von den näheren oder 
entfernteren Gegenden. Unsere Getreidearten z. B. wurden uns aus Asien 
zugeführt, die meisten unserer Baumfrüchte und Gemüsearten ebenfalls; 
die Kartoffeln und der Tabak aus Amerika; die Baumwolle wurde aus 
Indien nach Nordamerika und Brasilien, der Kaffee aus Abyssinien und 
Arabien nach Java, Westindien und Brasilien gebracht; eine große Menge 
von Nutz- und Zierbäumen erhielten wir ebenfalls aus Nordamerika, Asien 
und Südeuropa. Es giebt auch Beispiele, daß die durch die Menschen 
eingeführten Gewächse, selbst ohne Einwirkung des Menschen, sich bedeutend 
verbreiten, ja zum Theil die ursprünglichen Pflanzen verdrängen; die Arti¬ 
schocke und der Pfirsichbaum in den Pampas-Ebenen Südamerikas liefern 
solche Beispiele, die in der Thierwelt ihre Parallelen in den wilden Pfer¬ 
den und Ochsen haben. Auf St. Helena soll die ursprüngliche Flora 
durch die eingewanderten fremden Gewächse fast ausgerottet sein. 
Was von den Pflanzen gilt, gilt auch von den Thieren. Unsere Haus- 
thiere sind nach allen Theilen Amerikas gebracht, dem es vor der Ankunft 
der Europäer gänzlich an Hausthieren fehlte, — nach Südafrika, Neu¬ 
holland, Vandicmensland, Neuseeland re., und große Umwälzungen sowohl 
in der Natur, als in dem Menschenleben sind dadurch hervorgebracht wor¬ 
den. Durch die Cultur wurden dann auch viele Thierarten ausgerottet 
oder verdrängt, als das Elennthier, der Auerochs, der Biber in Nord¬ 
europa, die Pelzthiere in Nordamerika, das Flußpferd und das Krokodil 
in Aegypten, diese und die Giraffe in den Cap-Colonien, der Löwe in 
Griechenland, der Wolf und das wilde Schwein in Dänemark und England. 
Aber nicht allein dadurch, daß der Mensch von einem Lande zum 
andern Pflanzen und Thiere überführte, wurden große Veränderungen zu 
Wege gebracht; der Mensch hat auch hervorgerufen, oder bestimmter ge¬ 
sagt, die Natur gezwungen, eine bedeutende Menge neuer Geschöpfe her¬ 
vorzubringen, die früher nicht existirten, und deren Zahl täglich vermehrt 
wird; ich denke hier an das Entstehen der Abarten (Varietäten und Racen). 
Die unendlich vielen Racen von Hunden, von dem großen Fleischerhunde 
bis zu dem kleinen Bologneser, von dem leichten, hochbeinigen Windspiel 
bis zu dem kurzbeinigen, plumpen Dachshund, würden nicht existiren, wenn 
der Mensch nicht aus den Wolf und Schakal eingewirkt hätte; ebensowenig 
die vielen Pferderacen, von dem leichten, feingebauten, schnellfüßigen Araber 
bis zu dem schwerfälligen, elephantenfüßigen Normännischen Pferde, wenn
	        
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