Full text: Der Bildungsfreund in den Oberclassen deutscher Volksschulen

14G 
Wohlauf, die Luft geht frisch und rein, 
Wer lange sitzl, muß rosten; 
Den allersonnigsten Sonnenschein 
Läßt uns der Himmel kosten. 
Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid 
Der fahrenden Scholaren, 
Ich will zu guter Sommerzeit 
Ins Land der Franken fahren! 
Ter Wald steht grün, die Jagd geht gut. 
Schwer ist das Korn geraten; 
Sie können auf des Maines Flut 
Die Schiffe kaum verladen. 
Bald hebt sich auch das Herbsten an, 
Die Kelter harrt des Weines; 
Der Winzer Schutzherr Kilian 
Beschert uns etwas Feines, rc. 
Wallfahrer ziehen durch das Tal 
Mit fliegenden Standarten, 
Hell grüßt ihr doppelrer Choral 
Den weiten Gottesgarten. 
Wie gerne wär' ich mitgewallt, 
Ihr Pfarr' wollt' mich nicht haben! 
So mutz ich seitwärts durch den Wald 
Als räudig Schäslein traben, rc. 
Zum hetl'gen Veit von Staffelstetn 
Komm' ich emporgestiegen. 
Und seh' die Lande um den Main 
Zu meinen Füßen liegen: 
Vom Bamberg bis zum Grabfeldgau 
Umrahmen Berg und Hügel 
Die breite, stromdurchglänzte Au — 
Ich wollt, mir wüchsen Flügel! rc. 
Etnsiedelmann ist nicht zu Haus, 
Dieweil es Zeit zu mähen; 
Ich seh' ihn an der Halde drauß 
Bet einer Schntltrtn stehen. 
Verfahrner Schüler Stoßgebet 
Heißt: Herr, gib uns zu trinken! 
Doch wer bet schöner Schnittrtn steht. 
Dem mag man lange winken, rc. 
Einsiedel, das war mttzgetan, 
Daß du dich hubst von hinnen! 
Es liegt, ich seh's dem Keller an, 
Ein guter Jahrgang drinnen. 
Hotho! die Pforten brech' ich ein 
Und trinke, was ich finde. 
Du heiliger Veit von Staffelstein, 
Verzeih' mir Durst und Sünde! rc. 
_ V. v. Scheffel. 
Der Mai ist gekommen, die Bäume 
schlagen aus, 
Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu 
Haus! 
Wie die Wolken dort wandern am himm¬ 
lischen Zelt, 
So steht auch mir der Sinn in die weite, 
wette Welt. 
Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott 
euch behüt'! 
Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir 
noch blüht? 
Es gibt so manche Straße, die nimmer 
ich marschiert, 
Es gibt so manchen Wein, den nimmer ich 
probiert. 
Frisch auf drum, frisch auf drum im hellen 
Sonnenstrahl 
Wohl über die Berge, wohl durch das 
tiefe Tal! 
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen 
all'; 
Mein Herz ist wie 'ne Lerche und stimmet 
ein mit Schall. 
Und abends im Städtletn, da kehr' ich 
durstig ein: 
„Herr Wirt, mein Herr Wirt, eine Kanne 
blanken Wein! 
Ergreife die Fiedel, du lust'ger Spiel- 
mann, du! 
Von meinem Schatz das Liedel, das sing' 
ich dazu." 
Und find' ich keine Herberg', so lieg ich 
zur Nacht 
Wohl unter blauem Himmel: die Sterne 
halten Wacht; 
Im Winde die Linde, die rausch: mich ein 
gemach, 
Es küsset in der Frühe das Morgenrot 
mich wach. 
O Wandern, o Wandern, du freie 
Burschenlust! 
Da wehet Gottes Odem so frisch in der 
Brust; 
Da singet und jauchzet das Herz zum 
Himmelszelt; 
Wie bist du doch so schön, o du weite, 
wette Welt! 
E. Getbcl. 
Hinaus in die Ferne mit lautem Hörner¬ 
klang, 
Die Stimmen erhebet zum männlichen 
Gesang! 
Der Freiheit Hauch weht mächtig durch 
die Welt, 
Ein freies, frohes Leben uns wohlgefällt. 
Wir halten zusammen, wie treue Brüder 
tun, 
Wenn Tod uns umgrauet und wenn die 
Waffen ruhn: 
Uns alle treibt ein reiner, froher Sinn, 
Nach einem Ziele streben wir alle hin. 
Der Hauptmann, er lebe! er geht uns 
kühn voran; 
Wir folgen ihm mutig auf blut'ger Stcges- 
bahn. 
Er führt uns jetzt zum Kampf und Sieg 
hinaus, 
Er führt uns einst, ihr Brüder, ins 
Vaterhaus. 
Wer wollte wohl zittern vor Tod und 
vor Gefahr? 
Vor Feigheit und Schande erbleichet unsre 
Schar: 
Und wer den Tod im heil'gen Kampfe 
sand. 
Ruht auch in fremder Erde im Vaterland! 
A. Methfeffel.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.