10. Die Landschaften des Nordseeklimas. 37 
rheinische Tiefebene mit dem Rhein-Main-Neckardreieck „Mainz- 
Tübingen-Bamberg", die Oberdeutsche Hochebene und schließlich 
die deutsche Alpenwelt. 
Die Landschaften des Nordseeklimas gruppieren sich 
in zwei Regionen, in die nordseenahe, an der Küste der 
Nordsee, und in die nordseefernere, von der holländischen 
und niederrheinischen Bucht an, über das Münsterland, die 
Lüneburger Heide nach Mittel- und Ost-Schlestmg-Holstein. Die 
Eiszeit hat diese Regionen Deutschlands geschaffen. Die von den 
Schmelzwässern des Inlandeises mitgeführten Gerolle und Sande 
schütteten das flachere Land im Westen der Weser auf. In dem 
Elbe- und Wesermündungsgebiet bildeten sich aus Schlick- 
ablagerungen die fetten Marschen, zu denen auch die Halligen 
und Föhr gehören, während der äußere Zug der gesamten 
friesischen Inseln der Rest einer alten Dünenfestlandsküste_ ist. 
Das ebnere küstenfernere Land ist infolge seines undurchlässigen 
Untergrundes, zum Teil durch eine festverkittete Sandschicht, den 
sogenannten „Ortstein" gebildet, und infolge alter durch die Eis- 
zeit geschaffener Becken der Moorbildung sehr günstig. Dazu 
kommen klimatische Einflüsse, die in den stagnierenden Gewässern 
die Ansiedelung einer üppigen Sumpf- oder bescheidenen Moor- 
Vegetation bedingen, die sich dann, im letztern Falle dem Charakter 
der Ortlichkeit und den Wachstumseigentümlichkeiten ihrer Ver- 
treter entsprechend, ohne Fäulnis bei Luftabschluß in das erdige, 
verkohlte (karbonisierte) Gefüge von Pflanzenresten verwandelt, 
das wir mit dem Namen Torf zu bezeichnen gewohnt sind. 
Die Provinz Hannover enthält die ausgedehntesten Moor- 
flächen (6500 qkm = 1I7 der Provinz). Das „Burtanger Moor" 
ist 106 km lang, bis 26 km breit und umfaßt 2300 qkm, wovon 
1300 auf Hannover und das übrige auf Holland entfallen. Nach 
der Provinz Hannover hat das Großherzogtum Oldenburg den 
größten Reichtum an Torf. In Schleswig-Holstein gibt es zahl- 
reiche Torflager, die aber im einzelnen keine große Ausdehnung 
besitzen und seit altersher dem lokalen Bedarf an Brennmaterial 
dienen. Westfalen, das noch in unser Bereich des Nordseeklimas 
hineinragt, hat Torfmoore im Norden, wo es an Hannover 
grenzt. Die meisten dieser Torflager sind bereits „ausgetorft." 
Das gesamte Gebiet, das vom Nordseeklima beeinflußt wird, 
weist eine mittlere Frühlingstemperatur von 7^° bis 
9 ° C. auf und zeichnet sich durch warme Herbstwitterung, milde 
Winter und lange Vegetationsperiode aus, denn die letzten Froste 
treten Mitte April und die ersten Anfang November auf. Darum 
kann die Feldarbeit bis in den Winter hinein betrieben werden. 
Der Obstbau wird nur in der Nähe der größern Ortschaften 
etwas stark gepflegt. In der nordseenahen Region gedeihen 
Hackfrüchte, wie'Rüben und Kartoffeln, wenig gut; auffällig ist 
geradezu der geringe Kartoffelbau in Schleswig-Holstein. Dagegen
	        
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