Der parlement. Sieg des Liberalismus iu Frankreich. 337 
verweigert, so wird cs vor den Augen von ganz Europa erwiesen seyn, daß 
sie die Regierung unmöglich macht. Die Verantwortlichkeit einer Stcucrver- 
weigerung würde der Krone nicht zur Last fallen. Unsere Lage wäre dann 
eine ungleich günstigere, und wir könnten leichter die Schritte thun, die das 
Heil der Monarchie erfordert." Der feurige und willenskräftige Pcyronnet, 
der aber Einsicht genug hatte, das Gewicht der Gründe Guernon de Ran- 
ville's zu begreifen, unterstützte dessen Ansicht, und es wurde in der ersten 
Berathung noch kein fester Beschluß gefaßt. Wenige Tage darauf wurde ein 
zweiter Ministerrath gehalten. Die Wahlen, die inzwischen erfolgt waren, 
hatten die schlimmsten Erwartungen bestätigt. Guernon de Ranville wurde 
jetzt mit seinen Einwendungen nicht länger gehört. Er stand allein; denn 
Pcyronnet, von dem der König in einer vertraulichen Unterredung diesen 
Dienst als einen Beweis feiner Hingebung gefordert, hatte darauf verzichtet, 
seine Ueberzeugung geltend zu machen. Die Ordonnanzen, welche den Plan 
des Siegelbewahrers zur Ausführung bringen sollten, wurden entworfen, 
und es wurde beschlossen, sie dem Könige zur Genehmigung vorzulegen. In 
einer Cabinetssitzung, die am 7. Juli im Bciseyn des Königs und des Dau¬ 
phins Statt fand, wurde der erste rohe Entwurf der Ordonnanzen berathen. 
Guernon de Ranville wiederholte die Gründe, die ihn abhielten, seine Bei¬ 
stimmung zu geben. Der König hörte ihn aufmerksam an, ließ sich aber 
nicht überzeugen. Der Herzog von Angouleme sagte: „Ihr Vorschlag ist 
gesetzlicher und vielleichtauch sicherer; ich wäre sehr geneigt, ihn vorzuziehen; 
aber die Mehrheit hat einmal anders entschieden, und ich schließe mich der 
gemeinschaftlichen Meinung an." So leichtsinnig oder vielmehr so gedanken¬ 
los setzte der Prinz, der durch seine Geburt zur Thronfolge berufen war, 
die schönste Krone Europas auf das Spiel! Alle einzelnen Bestimmungen 
der Ordonnanzen wurden auf das Sorgfältigste erwogen; und es vergingen 
daher mehr als vierzehn Tage, ehe die Arbeit vollendet war. Am Abende 
des 23. Juli wurde die Cabinetssitzung gehalten, in welcher der von dem 
Siegelbewahrer verfaßte Bericht, der den Ordonnanzen zur Einleitung dienen 
sollte, so wie der Text der Ordonnanzen zum letzten Male gemeinschaftlicher 
Berathung unterworfen und schließlich genehmigt wurde. Auch jetzt gab 
Guernon de Ranville seinen, obwohl vergeblichen, Widerstand noch nicht ans. 
Er sagte in Bezug auf die Ordonnanz über das neue Wahlverfahren, die 
Graf Pcyronnet ausgearbeitet hatte: „Eben so gut hätten Sie die ganze 
v. Rotteck, Mg. Gesch. XI. Hermes' Suppt. II. 22
	        
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