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trägt auf hoher Stange die vergoldete Figur eines Ritters, in mehr als Lebens-
große. Das Portal des Gebäudes hat vortreffliche Bildhauereien. Ein be-
rühmtes Glockenspiel läßt stündlich einen Choral in feierlichen Klängen vom
Thurme ertönen.
Am Langenmarkt liegt der Artushof, welcher der Versammlungsort der
Kaufleute (die Börse) ist. Seine Vorderseite wird oben durch 4 reich vergoldete
Bildsäulen geziert. Das Innere ist eine Spitzbogenhalle, die auf 4 schlanken
Säulen ruht und mit Gemälden :c. geschmückt ist. Vor dem Artushofe ist ein
kunstvoll eingerichteter Springbrunnen (den Meergott Neptun mit allerlei Meer-
ungethümen darstellend), der, wenn er thätig ist, große Bewunderung erregt.
Das Franziskanerkloster, eins der herrlichsten Gebäude Danzigs, ist
im gothischen Stil erbaut. In seinen Räumen befindet sich jetzt die Johannis-
schule, ein Museum, eine Gemäldegallerie!c.
Außerdem nennen wir das Zeughaus in der Nähe des Theatergebäudes.
Sein Aeußeres ist ungemein prunkvoll, namentlich die malerische vordere Giebel-
seite mit vergoldeten Steinzierrathen.
Von den prachtvollen Kirchen Danzigs nennen wir zuerst die Pfarrkirche
zu St. Marien, im gothischen Stil erbaut. Sie macht einen erhabenen Ein-
druck und hat außer dem großen Glockenthurm noch 10 andere Thürme. Die
größeste Glocke dieser Kirche wiegt
über 120 Ctr. Ein hohes Gewölbe
überspannt die 3 Schiffe des Ge-
bäudes. Besonders aber fällt uns
in diesem Tempel die astrono-
mische Uhr auf. Sie zeigte früher
den Sonnen- und Mond-Anf- und
Niedergang, den Lauf der Planeten,
die 12 himmlischen Zeichen, den
Kalender, die Festtage, Stunden :c.
Jetzt ist das Werk nicht mehr im
Gange. Die Sage erzählt, daß
Hans Düringer (der Verfertiger
der Uhr) in Danzig geblendet wor-
den sei, damit er nicht ein ähn-
liches Kunstwerk für eine andere
Stadt mehr anfertige. Als er
darauf den Wunsch äußerte, noch
einmal an die ihm liebe Uhr ge-
Pfarrkirche zu St. Manen ttt Danzig. p werden, zerstörte er das
tzaupttriebrad und brachte da-
durch die Uhr bis auf den heutigen Tag zum Stillstand. Der größte Kunst-
schätz der Kirche aber ist ein Gemälde: „Das jüngste Gericht". Nach der
danziger Chronik soll es in den Niederlanden gemalt und von einem danziger
Kaperschiff in der Mitte des 15. Jahrhunderts erbeutet worden sein. Das
Gemälde besteht aus einem Mittelbilde und zwei Flügelbildern. Der richtende
Christus sitzt in der Mitte auf einem Regenbogen. Die Engel, Mana, Jo-
Hannes der Täufer und die Apostel umgeben ihn. Der Erzengel Michael aber
steht unten uud hält eine Waage. Auf derselben werden zwei eben Auferstandene
gewogen, von denen der eiue zu leicht befunden wird, indem die Waage in die
dem Stadttheil Langgarten liegt die „Speicherinsel". Sie be»
sitzt große Magazine, in welchen Getreidevorräthe und andere Waaren lagern.
— Die Stadt besitzt eine vortreffliche Wasserleitung, welche in den Quellen-
gebieten bei Prangnau ihren Ursprung hat. Eine musterhafte Canansation
reinigt und entwässert die Stadt von allerhand Unrath. Das sogenannte Siel-
waffer wird auf das Dünengebiet zwischen Heubude und Weichselmunde (an der
Omee) geleitet. Hierdurch verwandelt sich der sonst unfruchtbare Dünensand ttt
fruchtbares Ackerland, auf welchem sich der üppigste Pflanzenwuchs entfaltet.