Gebiet der Elbe.
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von den Cheruskern getrennt, und heißt noch jetzt Lange Börde (Bord
— Rand, Ufer). In der Völkerwanderung zogen sie gleich ihren öst¬
lichen Nachbarn davon und nahmen den Römern Norditalien ab, welches
noch Lombardei heißt. Aber auch der Name Bardengau, wie nach dem
Abzug der Longobarden ein Theil der langen Börde an der Ilmenau
noch immer bei den Sachsen hieß, erinnerte an die alten Bewohner.
— Unterhalb gegen Hamburg liegt der Billenwerder und die Vier¬
lande, fette von Armen der Elbe und dem Nebenflüßchen Bille umfaßte
Marschländer. Weiter hinab gegen die Mündung breiten sich an der
rechten Seite die Wilster Marsch an der Stör und Ditmarsen
zwischen Elbmündung und Eider aus, links das Alte land an der
Este, Kehding an der Oste, und das Land Hade ln. Zur Gränze
gegen das Aller- und untere Wesergebiet liegt Haide und Geest mit
Brüchen oder Mooren untermischt und nordöstlich ziehen gleichfalls
sandige Striche gegen die Seen und Quellen, deren Wasser langsam
zur Ostsee abfließen, wie auch gegen die Eider.
Rechts vom Strome liegt Burg mit 14000 E.; links aber: Stendal,
Geburtsort des großen Geschichtsschreibers der griechischen Kunst Joh. Winkel¬
mann (geb. 1717, ermordet zu Triest von einem Italiener 1768) und Gar¬
de legen, woher der Dichter Tiedge. Lüneburg an der Ilmenau, mit
16000 E., Heimat des einfachen Liedercomponisten Abraham Schulze, gest. 1790.
Unweit davon Bardewiek, jetzt ein kleiner Flecken, ehemals eine Handelstadt,
im 12. Jahrh, wegen ihrer Widerspenstigkeit von Heinrich dem Löwen zerstört. —
Hamburg, 35 Meilen von Berlin, eine der 4 deutschen Freistädte, sonst zum
Hansebund gehörig, der reichste und wichtigste Handelsplatz unsers Vaterlandes.
Die Elbe, schon oberhalb in mehrere Arme getheilt, ist hier an 2 St. breit und
nimmt die Alster und Bille ans. Die Stadt hat 2 Stunden im Umfange und
150,000 Einw., worunter 12,000 Juden. An herrlichen Gebäuden, die sich seit
dem furchtbaren Branke (5. bis 8. Mai 1842) noch vermehrten, ist kein Mangel;
doch zeigt sich große Dürftigkeit neben großem Reichthum. Der schönste Platz ist
um einen stattlichen Weiher, welchen die Alster füllt. Sommers sieht man darauf
geschmückte Gondeln und Kähne, Winters ein buntes Gewühl von Schlittschuh¬
läufern und fahrenden Schlitten. Die eine Seite des Weihers ziert ein hoher
mit Bäumen bepflanzter Damm und die andre eine dreifache Allee, Jungsernstieg
genannt, mit einer Reihe prangender Häuser. Unter den Kirchen ist besonders
sehenswerth die St. Michaelis, mit ihrem 450' hohen Thurme und einem schönen
Gemälde Tischbeins; unter den andern Bauwerken: der prächtige 240' lange
Bazar mit Glasdach, und das große neue Krankenhaus, vas 1,300,000 Mark
gekostet hat. Für treffliche Lehranstalten und Hülfsniittel zu mancherlei Studien
ist gut gesorgt; die Stadtbibliothek hält 180,000 Bde. Reimarns, der von den
Trieben der Thiere schrieb, und der große Schauspieler Eckhof waren Hamburger.
Die Hauptthätigkeit der Bewohner richtet sich jedoch auf Gewerb und Handel,