Full text: Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte

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Das Christenthum. 
derjenige der Hauptstadt das größte Ansehen. Er gab den übri¬ 
gen die Weihe, hatte den Vorsitz in ihren Synoden (Versamm¬ 
lungen), leitete die Berathungen und wurde Metropolit oder 
Erzbischof genannt. Nach und nach bildeten die Diener der 
christlichen Religion einen eigenen Stand, welcher mit dem Na¬ 
men Klerus bezeichnet wurde; die Nichtgeistlichen nannte man 
Laien. Das Wort Kirche stammt aus dem Griechischen und 
bedeutet Gotteshaus. 
Der große Umfang des römischen Reiches und die Verbrei¬ 
tung der griechischen und lateinischen Sprache erleichterte den 
Verkehr ungemein. Nur daraus und aus der Erhabenheit und 
Tiefe der Lehre Jesu läßt sich erklären, wie sie sich in einem Zeit¬ 
raum von zweihundert Jahren in allen am mittelländischen Meere 
gelegenen Ländern Anhänger verschaffen konnte, welche sich am 
Ende des dritten Jahrhunderts bere ts so vermehrt hatten, daß 
beinahe die Hälfte der Bewohner des römischen Reichs sich öffent¬ 
lich oder geheim zum Christenthum bekannte. Denn die Ver¬ 
folgungen dauerten fort und trafen vorzugsweise die Vorsteher 
und Lehrer der Gemeinden. Sv blutete Polykarp ns zu 
Smyrna (169), Justin ns zu Rom, Cyprianns zu Kar¬ 
thago (258). Abscheuliche Verleumdungen von Seite der Juden 
trugeil nicht wenig dazu bei, die Bekenner der neuen Lehre als 
eine staatsgefährliche Sekte bei der römischen Regierung verhaßt 
zu machen; bisweilen reizten aber auch die Christeil selbst diirch 
Verspottung der heidnischen Götter das Volk und die Priester, 
welche ihre Tempel leer stehen sahen, zur Rache. 
Man zählt in diesem Zeiträume zehn Hauptverfolgungen 
der Christen, und es übersteigt fast allen Glauben, mit welcher 
Grausamkeit sie behandelt wurden. Nero ließ sic in Thierhäute 
nähen und von Hunden zerreißen, oder in Säcken mit siedendeni 
Pech übergießen und bei nächtlichen Rennspielen als Fackeln ver¬ 
brennen. Schrecklich wüthete noch zu Anfang des vierten Jahr¬ 
hunderts Diocletianus gegen die Christen. Ihre Bethäuser 
wurden zerstört, ihre heiligen Bücher in die Flammen geworfen. 
Wer nicht seinen Glauben abschwur und den Göttern opferte.
	        
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