Die Hunnen und ihr König Attila.
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starb er auf der Villa Ancyrona Lei der bithynischen Stadt
Nicomedien (Jsnikmid), nachdem er noch die heilige Taufe
empfatlgeit hatte, um sündenfrei vor seinem Richter zu erscheinen.
Er führte 31 Jahre, also länger als irgend einer seiner Vor¬
gänger seit Augustus, die Herrschaft, besaß einen hellen Verstand
und ausgezeichnete Thätigkeit. Die Aerzte und Lehrer erfreuten
sich seines Schutzes: sie waren frei von Abgaben, Frohnen und
Kriegsdiettst, und bürsten nicht zur Annahme eines Amtes genö¬
thigt werden. Seine Besonnenheit und Geistesgegenwart ver¬
ließ ihn in den gefährlichsten Augenblicken nicht; aber das Glück
machte ihn übermüthig. Er wurde eitel, sogar üppig, lieh den
Schmeichlern ein offenes Ohr und ließ sich von ihnen zu abscheu¬
lichen Grausamkeiten verleiten. Selbst als Christ wurde er von
heidnischem Aberglauben nicht frei. Einer seiner Freunde, der
Weltweise Sopater, kam bei der Menge in den Verdacht, er
errege durch Zauberei widrige Winde, durch welche die erwartete
Getreideflotte ausgehalten werde. Constantin ließ ihn hinrichten.
Die Hunnen und ihr König Attila.
Im Jahr375 überschritten die Hunnen, ein mongolischer
Völkerstamm, welcher im nordöstlichen Asien, vom Baikalsee bis
gegen den Jrtysch gewohnt hatte, die Wolga und den Don, stie¬
ßen hier auf die Alanen, drängten mit einem Theil der geschla¬
genen Alanen vereinigt, während der andere Theil dieses Volkes
mit dem Schwert in der Faust sich einen Weg nach dem süd¬
westlichen Europa bahnte, die Ostgothen über den Dnjestr
zurück, und gaben so, da sich immer ein Volk ans das andere
stürzte, den Anstoß zu der großen Völkerbewegung, welche, bei¬
nahe zwei Jahrhunderte dauernd, sich bis zum nordwestlichen
Afrika erstreckte, und unter dem Namen Völkerwanderung
bekannt ist. In Folge derselben theilte Kaiser Theodosius das
römischeMeich unter seine zwei Söhne in ein Abendland und
ein Morgenland, jenes mit der Hauptstadt Rom, dieses mit