10.
Almosen. Er weiß es nicht, wenn im Fruͤhling die
Blumen bluͤh'n, kann den Himmel voller Sterne und
selbst die nicht sehen, die ihm Wohlthaten erweisen.
Er moͤchte gern arbeiten, denn seine Arme sind gesund,
er moͤchte gern gehen, seine Fuͤße sind stark, aber die
Augen fehlen ihm.
Er kommt zu dem Lahmen und klagte ihm seine
Noth. „Ach!“ sagt der Lahme, „wenn ich nur meine
Fuͤße gebrauchen koͤnnte, so wollte ich gern blind seyn.“
Der Blinde antwortet; „wenn ich sehen koͤnnte, wollte
ich gern lahm seyn.“ „Dir fehlen die Augen,“ spricht
der Lahme, „und mir die Fuͤße. Ich will Dir einen
Vorschlag thun, wodurch uns beiden geholfen ist.“
„Welchen?“ fragt der Blinde. „Nimm mich auf Deine
Schultern,“ sagte der Lahme, „so will ich Dir den
Weg weisen, den Du gehen mußt, ohne Dich zu stoßen.“
Seht da den Blinden und Lahmen, sie ziehen von
einem Dorfe zum andern, und das menschliche Mitleid
laͤßt sie nicht verhungern.
So muͤssen wir auch in der Welt Einer fuͤr den
Andern etwas thun, wenn uns Allen geholfen werden
soll. Einer muß dem Andern durch seine Gaben zu
nuͤtzen suchen.
Erfreue willig Deine Bruͤder
Mit dem, was Dir Dein Gott verlieh'n,
Dann werden auch die Andern wieder
Dir ihre Huͤlfe nicht entzieh'n.
33. Wer erhaͤlt den Apfel?
Zwei Knaben, Ludwig und Leopold, liefen nach
einem Apfel, den fie von fern unter einem Baume auf
der