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lungsvermögens und der Urtheilskraft, mittelst gewisser
Sprach- und Sachkenntnisse, und endlich zur Schärfung des
Gedächtnisses, des sittlichen Gefühls und des Schönheits¬
sinnes. Wenn von diesem dreifachen Zweck die Einrich¬
tung des Lesebuchs abhangt, und keiner derselben aufgeo¬
pfert werden kann: so leuchtet doch ein, daß der zweite dem
Hauptzweck der Schule, die zunächst Kräfte anregen und
positive Kenntnisse geben soll, am nächsten liegt und ihr
deshalb am wichtigsten ist, weil ihr dieser Theil der Ju¬
gendbildung allein und ausschließlich auf die ganze Ju¬
gend-— oft kann man sagen, auf die ganze Lebenszeit —
überlassen wird, wahrend der erste als vorübergehend er¬
scheint, und der letzte reichliche Unterstützung in der häus¬
lichen Erziehung und dem gesellschaftlichen Leben findet.
Ohnedies bedürfen die Schulen (besonders die Mädchen¬
schulen) eines Buchs, das theils durch einzelne wissen¬
schaftliche Bruchstücke auf den zusammenhangenden Vor¬
trag späterer Zeit vorbereitet, theils den Stoff zu nützli¬
chen und nöthigen Wiederholungen und Anknüpfungen des
schon Gehörten darbietet, theils den Langsamern und Zu¬
rückbleibenden eine Nachhülfe gibt, auf die der Lehrer in
vorkommenden Fällen hinweisen kann. Darum soll ein
Lesebuch den Stoff, wenigstens zu demjenigen Umfang
von Kenntnissen enthalten, die man von jedem menschlich
Gebildeten zu fodern berechtigt ist, der in seinen nächsten
Umgebungen einheimisch seyn, und die gewöhnlichen Er¬
scheinungen der Natur und des gemeinen Lebens nicht ge¬
dankenlos anstarren soll. Dies erscheint allen Schulleh¬
rern und praktischen Erziehern so klar, daß man das Ei¬
fern dagegen nicht anders als auf Rechnung einer gewissen
Unkunde im Lehrwesen setzen kann.
Eben darum aber muß auch ein Lesebuch zugleich ein