Full text: Badisches Realienbuch

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form, ihre „Baumtraufe", ihre Früchte, Schnitte derselben! 7. Welchen Zweck hat die derbe 
Oberhaut des Wipfels, der Birne u. a.? 8. Warum bezeichnet man den Apfel als unsere „edelste" 
Obstsorte? 9. Welche Erzählungen, Gedichte, Lieder kennst du, die vom 2lpselbaum berichten? 
vom Birnbaum? Kirschbaum? 
Der Walnutzbaum. 
1. Der Walnußbaum — Nußbaum, wie wir ihn kurz nennen — ist keine 
Stammpflanze unserer Heimat; er ist in wärmeren Gegenden zu Hause und 
ivird bei tins seines wertvollen Holzes imb seiner wohlschmeckenden, ölhaltigen 
Früchte wegen angepflanzt. 
3m Frühling schlägt der Nußbaum erst spät aus, da seine saftreichen 
Triebe durch Fröste leicht Schaden nehmen. Zuerst erscheinen, etwa anfangs 
Mai, die Blüten, merkwürdige Gebilde, die wir auf den ersten Blick gewiß 
nicht als „Blüten" erkennen. Da sehen wir zunächst etwa fingerlange, dunkel¬ 
grüne, walzige „Kätzchen" von den Zweigen herabhängen, an denen weder Form 
itoch Farbe blütenähnlich aussieht. Und doch 
sind es „Blüten"; bei näherem Zusehen entdecken 
wir, daß zahllose Staubgefäße vorhanden sind, 
und diese können doch nur in wirklichen „Blüten" 
vorkommen. Die Staubgefäße hängen von der 
Unterseite kleiner, blattähnlicher Gebilde herab, 
die ringsum an einem gemeinschaftlichen Mittel¬ 
stiel, der Spindel, angewachsen sind. Das ganze 
„Kätzchen" enthält nur solche „Staubgefäß- 
blüten". Wo aber sind die Stempel, aus denen 
allein die Früchte sich bilden können? — Die 
stehen beim Nußbaum nicht mit den Staub- 
^Sr.Karzchen gefüßen zusammen in derselben Blüte, sondern 
wohnen von ihnen getrennt. Wir finden sie an 
den Spitzen der jungen Triebe als rundliche 
Fruchtknoten mit je zwei großen Narben, die sich 
wie zwei seitlich abstehende Hörner auseinander 
biegen. Das sind die sog. „Stempelblüten". 
So trägt also der Nußbaum zweierlei Blüten, 
die getrennt, aber doch in „demselben Hause" 
wohnen. Er blüht getrennt-einhäusig. 
Aus welche Weise aber gelangt nun der zur Befruchtung 
nötige Blutenstaub von den Staubgefäßblüten zu den 
Stempelblüten, aus den Staubbeuteln der ersteren aus die Narben der letzteren, da wir hier doch 
niemals Insekten bemerken, welche die Blüten besuchen? Hier ist der Wind der Helfer: 
er schüttelt bei trockenem Wetter aus den schlaff herunterhängenden, leicht beweglichen Kätzchen 
ganze Wölkchen des trockenen, sehr feinkörnigen Blütenstaubes aus, trägt ihn durch die Luft 
weiter und bringt so wohl auch eine Anzahl der Blütenstaubkörnchen auf die großen, klebrigen 
Narben der Stempelblüten. Diese Bestäubung kann um so leichter erfolgen, als zu dieser Zeit 
die Laubblätter noch wenig entwickelt sind und darum der Verbreitung des Blütenstaubes nicht 
hindernd im Wege stehen. 
2. Wenn die Kätzchen ihren Blütenstaub abgegeben haben, verfärben sie 
sich, werden braunschwarz, welken und fallen ab. Zetzt wachsen die gefiederten, 
starkriechenden Laubblätter zu ihrer vollen Größe heran. Aus ben Fruchtknoten 
entwickeln sich die im Herbst reifenden Früchte.
	        
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