53
II
d. Letzte Lebensjatzre und Tod. Als Gemahlin des verehrten und be¬
wunderten Kaisers Wilhelm nahm die Kaiserin Augusta eine sehr hohe Stellung
ein. Aber es blieb ihr auch schweres Leid nicht erspart. Sie erlebte es, daß
ihr Gemahl von Mörderhand schwer verwundet wurde. Sie wurde von schwerer
Krankheit befallen. Im Jahre 1888 verlor sie einen lieben Enkel, ihren Gemahl,
mit dem sie fast 60 Jahre verbunden gewesen, und ihren einzigen Sohn. Nur ihre
Frömmigkeit hielt sie in diesen Leiden aufrecht. Sie starb im Jahre 1890.
D. Helfer beim Werke deutscher Einigung.
Unter den Männern, welche Deutschland einig und mächtig machten, zeichneten
sich besonders drei aus: Fürst Bismarck, Graf Moltke und Graf Roon.
a. Fürst Otto von Kismardr-Schöntzausen wurde im Jahre 1815 ge¬
boren. Er war eine Zeitlang preußischer Gesandter beim deutschen Bundestage,
später in Rußland und Frankreich. König Wilhelm ernannte ihn zum Minister,
dann zum Ministerpräsidenten, endlich zum Reichskanzler. Fürst Bismarck führte t*
die Unterhandlungen mit den deutschen Staaten und fremden Mächten; er sorgte
besonders 1866 und 1870 dafür, daß sich das Ausland nicht einmischte und Preußen
um die Erfolge seiner Siege brachte. Er hat viel dazu beigetragen, daß ein einiges
deutsches Reich entstand, und viele Einrichtungen geschaffen, durch welche die Ein¬
heit befestigt wurde. Er wußte dem deutschen Reiche die erste Stellung unter den
deutschen Staaten zu verschaffen.
Im Jahre 1890 trat Fürst Bismarck in den Ruhestand.
b. GenrralfcldmarfchaU Graf Moltke ist den größten und glücklichsten
Feldherrn aller Zeiten beizuzählen. Er diente zuerst im dänischen Heere und trat
dann in preußische Dienste. Von Kaiser Wilhelm I. wurde er zum Oberhaupte
des Gencralstabes ernannt. Ms solcher sorgte er dafür, daß schon im Frieden
alles für den Krieg vorbereitet wurde, und sein Verdienst ist es hauptsächlich, daß
unsere Kriege einen so überaus glücklichen Ausgang nahmen. Von ihm stammen
die Pläne zu den Feldzügen 1866 und 1870/71 her. Betrauert von Fürsten und
Volk starb er im Jahre 1891 im Alter von 90 Jahren.
c. Graf Albrecht oon Roon war der Sohn eines Rittergutsbesitzers in
Pommern. Er wurde Offizier und zeichnete sich durch großen Fleiß und seltene
Tüchtigkeit aus. Deshalb^ wurde er Lehrer des Prinzen Friedrich Karl. König
Wilhelm I. erkannte, daß die preußischen Heereseinrichtungen geändert werden
mußten, wenn das Heer dem Lande nützen sollte. Roon unternahm es, die könig¬
lichen Pläne auszuführen. Er sorgte als Kriegsminister dafür, daß das Heer ver¬
stärkt und jederzeit zum Kriege vorbereitet war. Diesem Umstande verdanken wir
zum großen Teile die Siege von 1870/71. Zur Belohnung für seine treuen Dienste
wurde Roon in den Grafenstand erhoben. Er starb 1879.
XI. Kaiser Friedrich. (9. Mär; bis 15. Juni 1888.)
(Wahlspruch: furchtlos und treu.)
1. Kriedenssahre. Kaiser Friedrich ward am 18. Oktober 1831
geboren und erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung; von gelehrten Männern
wurde er aufs beste unterrichtet. Im 10. Lebensjahre wurde er Offizier. Im
Jahre 1849 bezog er die Hochschule (Universität) zu Bonn und studierte Staats-
wissenfchaften, Geschichte und Sprachen; später lernte er die Staatsverwaltung
und den Kriegsdienst genau kennen. Im Jahre 1858 vermählte er sich mit
Viktoria, der Tochter der Königin von England. Im Verein mit seiner
Gemahlin sorgte der Kronprinz dafür, daß die Handwerker gute und ge¬
schmackvolle Waren anfertigen lernten; er unterstützte Maler, Bildhauer und
Baumeister; er besuchte oft die Schulen und sorgte für tüchtige Bildung des
Volkes.