Full text: Realienbuch für mehrklassige Schulen

I 
88 
übelriechenden Raum. Nur im Sommer verläßt der Eskimo diese dumpfe Wohnung 
und fährt hinaus in das offene Meer, um Seehunde, Walfische und andere Seetiere zu 
erlegen. Bei der Jagd zeigt er außerordentliche Geschicklichkeit und Ausdauer. Auch 
Renntiere erjagt er; sie und die Seehunde bieten dem Eskimo alles, was er zum Leben 
braucht. Das Fleisch ißt er, selbst wenn es halb verfault ist; den Thran trinkt er, aus 
dein Fell fertigt er seine Kleider, Zelte und Kähne, die Knochen braucht er zu Schlitten 
und Pfeilen, Blut und Magen des Renntiers sind seine Leckerbissen. — Ein Teil der 
Eskimos ist zuin Christentume bekehrt. 
2. Aas Stiitfifje Wordamerika. Der nördliche Teil des Festlandes 
von Amerika gehört den Engländern. Obwohl dieses Gebiet nicht viel kleiner ist 
als Europa, zählt es doch nur so viele Einwohner wie Schlesien; denn der 
größte Teil des Gebietes ist kahles, wüstes Land, das von Scharen wandernder 
Renntiere belebt wird. Weiter südlich beginnen ungeheure Wälder, in denen 
Elentiere, Bisamochsen, braune und schwarze Bären, Eichhörnchen und andere 
Tiere Hausen. Während im Norden Eskimos wohnen, wird diese Gegend von 
Jndiauerstämmen und Pelzjägern durchzogen. Mancher Muss und Kragen, den 
wir in den Städten Europas bewundern, stammt aus jenen Gegenden. 
An der Südgrenze des britischen Nordamerika liegen fünf Seeen stufenförmig 
übereinander. Der höchstgelegcne heißt der Obere See; sein Wasser ergießt sich in einer 
fast 60 km langen Straße in den Huron-See sjürönj; dieser steht mij dem Michigan- 
See smitschigäns in Verbindung, der wiederum einen Abfluß nach dem Erie-Sec [iri] 
hat. Der Abfluß des Eriesees heißt Niagara sniügaräj. Er stürzt über eine Fels¬ 
wand von ungefähr 50 m Höhe herab; die Breite des Flusses beträgt etwa 1000 m, 
so daß eine ungeheure Wassermenge herabfällt. Das Tosen des Wasserfalles^kqnn man 
bis 70 km weit hören. Unterhalb des Falles setzen kleine Boote hinüber, und ein kleiner 
Dampfer fährt die Reisenden bis an den Fall hinan. Oberhalb des Falles hat man 
eine Brücke gebaut, die für Eisenbahn, Fuhrwerk und Fußgänger eingerichtet ist. Von 
dieser Brücke hat man den schönsten und ungehindertsten Überblick über den Wasserfall. 
Die Wasserkraft des Falles wird zum Betriebe vieler Maschinen benützt. — Der 
Niagara ergießt sich in den Ontario-See [onterio]. Der breite Abfluß dieses Sees 
ist der St. Lorenzstrom. 
Der bebaute und zum Teil sehr fruchtbare , südliche Teil des englischeu 
Besitztums heißt Kanada; die Hauptstädte sind Ottawa, Montreal smontriolj 
und Quebec fkwibtzkj. Von Montreal bis zum Stillen Ozean führt eine 
Eisenbahn. 
3. Die bereinigten Staaten von Amerika. Wenn unsere Lands¬ 
leute nach Anrerika auswandern, so ziehen sie fast stets in das große Gebiet, 
welches sich vom britischen Nordamerika bis an den Meerbusen von Mexiko 
ausbreitet. Dieses Land sind die Vereinigten Staaten von Amerika; sie 
sind fast 17mal so groß als Deutschland, zählen aber nur etwa 70 Millionen 
Einwohner. 
Während der ganze Westen der Vereinigten Staaten von hohen Gebirgen durch¬ 
zogen ist, finden sich im Osten ausgebreitete Ebenen, die HKairieen oder Savannen 
genannt. Sie dehnen sich besonders am Mississippi aus. Man teilt sie in niedere und 
hohe ein. Die niederen liegen unmittelbar am Strome; daher werden^ sie oft über¬ 
schwemmt, Wasserlachen bleiben zurück und Sümpfe entstehen, in denen Schlangen, eine 
Krokodilart und andere dem Menschen feindliche Tiere hausen. Infolge der reichen Be¬ 
wässerung schießt das Gras so hoch empor, daß es Roß und Reiter überragt. Wehe dem, 
der sich in diesem Grasmcere verirrt; ihm ist der Hungertod fast stets gewiß! — Die 
hohen Prairieen sind meist bäum- und wasserlos; sie bilden eine unübersehbare, bunt¬ 
grüne Ebene, in welcher der Blick vergeblich nach einem Anhaltspunkte sucht, um sich 
zurechtzufinden. Zahllose Herden von Büffeln durchstreiften stühcr die Ebene; jetzt sind 
sie fast gänzlich ausgerottet.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.