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52. Der schwarze Tod. Judenverfolgung. Geißelbrüder.
1. Ursache. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts (von 1348 1353)
wurde ganz Europa von einer furchtbaren Pest heimgesucht, die man in Deutsch—
land mit dem Namen „schwarzer Tod“ belegte. Die von der Krankheit Befallenen
wurden am ganzen Körper mit Geschwüren — Pestbeulen — bedeckt, spien Blut
aus und starben meistens schon nach 3 Tagen. Die Krankheit war von China
ausgegangen, wurde durch Schiffsleute nach Italien und Frankreich gebracht
und verpflanzte sich auch bald nach Deutschland. Die damals in den Städien und
Dörfern herrschende Unreinlichkeit war ihrer Verbreitung außerordentlich günstig.
Die Straßen waren fast nirgends gepflastert, sondern meist mit stinkenden Pfützen
angefüllt. Aller Unrat wurde auf die Straßen geworfen, und die Schweine
wälzten sich hier mit Wohlgefallen im tiefen Kote. Zu alledem kamen noch ungemein
nasse Jahre. Gewitter und furchtbare Überschwemmungen, Erdbeben und Heuschrecken
hatten das Land stellenweise furchtbar verwüstet.
In Schleswig-⸗Holstein hatte man 1347 so viel Nebel und Regen, daß das Korn gar
nicht reifte, und wo es reif wurde, da verdarb es auf dem Felde. Um die nassen Garben
zu trocknen, band man sie an eine Art Windmühlenflügel und schwang sie so durch die
Luft. Aber die Leute waren dennoch vielfach gezwungen, ihren Hunger mit gekochtem
Stroh zu stillen.
Große Städte verloren oft mehr als die Hälfte ihrer Bewohner (Straßburg 16000),
und viele Dörfer starben ganz und gar aus. In Lübeck starben an einem Tage
2500 Bewohner. Die Menschen wurden fast wahnsinnig. Die Reichen trugen ihr
Geld als Opfergabe in die Kirche. Aber die Mönche wollten es nicht; denn sie
fürchteten, daß es ihnen den Tod brächte. Sie verschlossen die Türen, aber man
warf es ihnen über die Klostermauern zu. Vielerorts warf man die Leichen aus
dem Fenster und ließ sie unbegraben auf der Straße liegen.
2. Indenverfolgung. Als so das „große Sterben“ Deutschland durchzog,
da glaubte das törichte Volk nicht anders, als daß die Juden durch Vergiftung
der Brunnen das Unglück herbeigeführt hätten. Infolgedessen wurden sie in den
meisten Städten verfolgt, zu Haufen getrieben und in ihren Häusern verbrannt.
In Basel wurden die Juden nach der Weihnacht 1348 in ein hölzern Häuslein zu—
sammengestoßen und jämmerlich im Rauch erstickt. In demselben Jahre wurden zu Straß—
burg auf einem hölzernen Gerüste bei 2000 Juden verbrannt. So geschah es fast in allen
großen Städten.
3. Geißelbrüder. Viele Leute jener Zeit aber sahen die Pest als ein Straf—
gericht Gottes an. Durch Selbstpeinigungen, sogenannte „Geißlerfahrten“, suchte
man das Unglück abzuwenden. Scharen von 100—300 Büßern zogen paarweise
mit Kreuzen, Fahnen und Kerzen von einer Stadt zur anderen. Überall wurden
sie mit Glockengeläute empfangen. Am Morgen und Abend zogen sie dann vors
Tor hinaus, entblößten den Rücken und schlugen sich gegenseitig mit Geißeln.
Diese waren vorn mit stacheligen Knöpfen versehen, so daß bei jedem Geißel—
hiebe das Blut vom Rücken floß.
33. Hexen und Hexenprozesse.
1. Hexenglaube. In der finsteren Zeit des Mittelalters war der Glaube
an Hexen in ganz Deutschland verbreitet. Die Hexen, so glaubte man, gäben
sich dem Teufel ganz zu eigen und verschrieben sich ihm mit ihrem Blute. Dafür