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brennt. Es ist Leuchtgas. Im großen wird es in Gasanstalten her¬
gestellt. Hier werden Steinkohlen in Retorten bis zur Rotglut erhitzt.
Dadurch verbindet sich der Kohlenstoff mit Wasserstoff zu mehreren
Kohlenwasserstoffen und mit Sauerstoff zu Kohlenoxyd und Kohlen¬
dioxyd. Außerdem entstehen Schwefelwasserstoff und Ammoniak. Zu¬
rück bleibt der Koks. Viele Kohlenwasserstoffe, die aus den Retor¬
ten kommen, sind bei gewöhnlicher Temperatur flüssig oder fest. Sie
scheiden sich darum in der Teervorlage und in den Kondensatoren ab. Das-
abgekühlte rohe Leuchtgas wird nun in den Wafchraum (Skrubber)
geleitet, in den gleichzeitig Wasser gespritzt wird. Das Ammoniak
verbindet sich hier mit Wasser zu Ammoniakwasser. Das Gas ge¬
langt dann in die „Reiniger", die mit einem Gemenge von Säge¬
spänen, Kalk und Eisenvitriol oder mit gepulvertem Raseneisenftein
angefüllt sind. Indem es über diese Stosse streicht, wird es von
Kohlenoxyd und Schwefelwasserstoff befreit. Es tritt nun in die
Gasbehälter oder Gasometer und wird von hier durch unterirdische
Röhren in die Häuser geleitet. Das Leuchtgas ist ein Gemisch von
gasförmigen Kohlenwasserstoffen (Methan, Acetylen), Kohlenoxyd und
Wasserstoff. Mischt es sich mit Lust, so ist es sehr explosiv.
Nebenprodukte bei der Leuchtgasbereitung. Ammoniak-
Wasser, auch Salmiakgeist genannt, dient als Fleckwasser. Setzt
man Salzsäure hinzu, so erhält man Salmiak. (Salmiak-Ele¬
mente.) Wird Teer destilliert, so scheidet sich Teeröl ab. Daraus
werden wichtige Kohlenwasserstoffe gewonnen, z. B. Benzol (Entfernen
von Flecken), Karbolsäure (Desinfizieren von Wunden), Anilin (Ani¬
linfarben). — Naphthalin setzt sich in großen Mengen in den Rei¬
nigern ab. — Kohlenwasserstoffe erhält man auch, wenn man
Braunkohlen destilliert. Dabei entsteht Paraffin (Paraffinkerzen). Ist
es sehr weich, so heißt es Vaseline.
Kohlenoxyd. Alle Heiz- und Leuchtstoffe sind reich an Kohlen¬
stoff. Um ihn zu oxydieren, ist viel Sauerstoff notwendig. Ist dieser
nicht genügend vorhanden, so verbindet sich 1 Atom Kohlenstoff mit
1 Atom Sauerstoff zu Kohlenoxyd (also nicht Kohlendioxyd). Es zeigt
sich über brennenden Kohlen als blaue Flamme und bildet sich auch
in Kohlenplätteisen, in Kokskörben und in einer qualmenden Petro¬
leumlampe. Kohlenoxyd verbrennt zu Kohlendioxyd. Wird es ein¬
geatmet, so bewirkt es Kopfschmerz, Schwindel und schließlich den Tod.
Beleuchtungsapparate. In unsern Lampen steigt das Petro¬
leum im Docht in die Höhe, vergast und wird entzündet. Der Wasser¬
stoff verbrennt.. Durch die Hitze wird der Kohlenstoff weißglühend.
Dadurch strahlt die Flamme Licht aus. Brenner mit Brennerkorb
oder Sieb, Glaszylinder, Rundbrenner und Flachbrenner. Beim Bun¬
senbrenner wird das Leuchtgas mit Luft vermischt und das Gasge¬
misch dann entzündet. Der Kohlenstoff kann sich sofort mit Sauer¬
stoff verbinden, ohne vorher zu glühen. Daher ist die Flamme nicht
leuchtend, aber sehr heiß. Man verwendet den Bunsenbrenner im Ge-