Die Reformation. 
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deutende evangelische Prediger nach (Teile kommen (Kruse und Gndermark), 
um seine Untertanen mit Luthers Lehre bekannt zu machen. Doch ging er mit 
großer Vorsicht vor und hatte daher die Zreude, daß viele Adlige und Bürger 
seiner Anregung folgten. Schon 1527 hatte die Lehre sich so im Lande ver- 
breitet, daß der Herzog eine Landesversammlung nach Scharnebeck bei Lüne¬ 
burg einberufen konnte (Bischöfe, Grafen, (Eöelleute und Vertreter der Städte), 
um über die allgemeine Einführung zu beschließen. Fast einstimmig wurde 
beschlossen, die neue Lehre im ganzen Lande durchzuführen. Nur die Klöster: 
sträubten sich heftig, namentlich die Nonnenklöster Lüne, Medingen 
und Wienhausen, weder freundliches Zureden noch Drohungen des 
Herzogs halfen. Mit bewunderungswürdiger Festigkeit hielten die Nonnen 
am alten Glauben fest, und manche von ihnen haben sich erst nach dem Tode 
des Herzogs mit den neuen Verhältnissen abgefunden. Bei den meisten Klöstern 
mochte der Grund auch wohl darin liegen, daß der Herzog deren reiche Be¬ 
sitzungen zu den Unkosten der Landesregierung heranzog und deshalb ein Ver¬ 
zeichnis ihrer Besitzungen verlangte. 
Die Einführung der Reformation in der Statt Lüneburg. Der hart¬ 
näckigste Gegner war der flbt des Michaelisklosters zu Lüneburg, der 
bis an seinen Tod seinem Glauben treu anhing. Auch der Hat dieser 
damals mächtigen Stadt sträubte sich lange Zeit. Das Volk neigte sich aber 
immer mehr Luthers Lehre zu und ging in Scharen nach den Nachbarorten 
hinaus, um die evangelischen Prediger zu hören, fluch in der Stadt hörte man 
in den Straßen und Häusern vielfach evangelische Kirchenlieder singen, die 
größtenteils von wandernden Handwerksgesellen mitgebracht waren. Ein 
strenges verbot des Rats bewirkte das Gegenteil und steigerte die Erbitterung 
des Volkes aufs höchste, so daß es tat, was nicht recht war. 1530 verpottete 
es in einer scherzhaften Prozession in plumper Weise die Gebräuche der 
katholischen Kirche. Der Rat bestrafte die Rädelsführer, indem er sie zur Stadt 
hinausjagte. Das verlangen der Bürgerschaft aber wurde immer stärker, so 
daß sich der Rat zuletzt genötigt sah, nachzugeben und eine Anzahl lutherischer 
Prediger einzulassen. Er bat den Herzog um einen tüchtigen Geistlichen, der 
die neue (Ordnung der Dinge durchführen könne. Ernst schickte ihnen den Magister 
Urbanus Rhegius. 
Cr hatte den tüchtigen Mann 1530 auf dem Reichstage zu Augsburg kennen 
gelernt und ihn gebeten, in seine Dienste zu treten. Der Herzog mar so entzückt, diesen 
Mann gewonnen zu haben, daß er bei seiner Rückkehr nach Celle in Gegenwart des 
ganzen Hofes sagte, er hätte „einen unvergleichlichen Schatz für das Fürstentum mit¬ 
gebracht, nämlich einen Mann von großer Gelehrsamkeit und Treue, welchen er höher 
achte, als allen Fürsten ihre Kostbarkeiten". Als Rhegius nach zwei Jahren von der 
Stadt Augsburg zurückberufen wurde, wollte der Herzog ihn nicht ziehen lassen und 
sagte, „er wüßte nicht, ob er lieber ein Auge oder Urbanus Rhegius missen sollte, da 
er zwar zwei Augen, aber nur einen Rhegius hätte." Und zu Rhegius gewandt, sprach 
er: „Lieber Herr, bleibet bei uns. Ihr möchtet wohl Leute finden, die Euch mehr Geld 
geben, aber Ihr könnt keine solche Zuhörer finden, die Euch lieber hören, denn ich."
	        
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